„Mittelerde“ liegt jetzt in Südthüringen: Hans-Georg Maaßen muss den Wahlkreis 196 gewinnen

Der frühere Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen. Foto: Martin Schutt/dpa

von KLAUS KELLE

SUHL – Flop oder top – für Hans-Georg Maaßen geht es in diesen Tagen zwischen Sonneberg und Suhl um viel.

Schafft der 2018 entlassene Verfassungsschutzpräsident, CDU-Konservative und gebürtige Rheinländer den Einzug in den Bundestag – gegen den Widerstand selbst von Mitgliedern des Wahlkampfteams von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet? Oder folgt nach dem Wahlkampfausflug in Südthüringen das Pensionärsdasein eines ehemaligen Spitzenbeamten?

Der Wahlkreis 196, in dem Maaßen gegen den Sportler Frank Ullrich von der SPD antritt, gilt als einer der interessantesten bei der Bundestagswahl am 26. September. Manche sprechen sogar von einem politischen Experiment.

Gekämpft wird derzeit in der Region an der Grenze zu Bayern, was das Zeug hält. Wie ein Tross ziehen die sechs Direktkandidaten von CDU, SPD, AfD, Linke, Grünen und FDP von Wahlforum zu Wahlforum. Für eines in Suhl musste kürzlich der größte Saal im Congresszentrum der Stadt gemietet werden. «Wir wollen uns selbst eine Meinung bilden, wer da kandidiert. Es ist spannend dieses Mal», begründet ein Ehepaar den Zulauf.

Warum die große Aufmerksamkeit für Maaßen, auch bundesweit?

Hans-Georg Maaßen ist ein politisches Gewächs aus der alten CDU, als die Partei Adenauers und Kohls sich noch als Staatsdiener verstand, als Patrioten, unterwegs auf einem soliden christlich-sozialen aber auch marktwirtschaftlichen Fundament. Wer damals CDU wählte, wusste, was er oder sie bekommt: Konservativ, liberal, christlich-sozial. Es war das Erfolgsmodell, das die Union zur „großen Volkspartei der Mitte“ machte, wie sie sich selbst bezeichnet.

Davon ist nichts geblieben, die Merkel-AKK-Laschet-CDU ist ein Schatten ihrer selbst, blutleer, profillos. mit mäßig talentiertem Spitzenpersonal von (sehr) wenigen Ausnahmen wie Friedrich Merz und Carsten Linnemann abgesehen.

Maaßen, ein Staatsdiener im wahrsten Sinne des Wortes, ist in seinem Denken von seiner Arbeit im Sicherheitsapparat geprägt. Er weiß, dass die verantwortungslose Politik der Bundeskanzlerin Merkel ab 2015 mehr Risiken für Deutschland birgt als Chancen. 80.000 Straftaten begehen „Flüchtlinge“ und Migranten jedes Jahr hier – nur die registrierten Fälle. Angriffe mit Macheten auf offener Straße, Messerstechereien, Gruppenvergewaltigungen, islamistische Terroranschläge – das ist eine neue Qualität der Gewalt, die wir direkt und persönlich Frau Merkel zu verdanken haben.

Die schlechteste Bundeskanzlerin in der Geschichte der Bundesrepublik ist bald im Ruhestand, aber der nutzlose Torso CDU – und zunehmend auch CSU – bleibt.

Hans-Georg Maaßen ist für die letzten gallischen Dörfer in der Union ein letzter Hoffnungsanker. Seine Veranstaltungen sind oft überfüllt, er ist kein Rabauke im Bierzelt, sondern eher ein Analytiker, der mit ruhiger Stimme und glasklar doziert. Solche Menschen sollte es in jedem Wahlkreis geben.

Auch Maaßen muss erleben, wie das ökolinke Juste Milieu mit ihren Claqueren vorgeht, wenn jemand etwas Konservatives sagt und die ganze Deformierung unseres Landes offen ausspricht. Maaßen sei so rechts und er wolle mit der AfD koalieren, wird unermüdlich kolportiert. Ansoluter Unsinn. Eine CDU, in der Maaßen und die Seinen eine führende Rolle spielen, würde eine AfD überflüssig machen. Aber die Union hat sich für den anderen Weg entschieden – sie macht sich jetzt selbst überflüssig.

Diese Bundestagswahl wird ein Desaster für die Union und das völlig zurecht. Unter 20 Prozent? Opposition? Von mir aus, und das schreibe ich als jemand, für den die Union über Jahrzehnte die Familie war, viele meiner besten Freunde fürs Leben habe ich einst in der Jungen Union kennengelernt. Maaßen ist konservativ, gegen Massenzuzug aus dem islamischen Kulturkreis, für Marktwirtschaft und freie Medien, die kritisch gegenüber den Mächtigen sind und nicht angepasst.

Maaßen hat eine Mission, die Mission CDU. Er lebt inzwischen in Suhl, er kämpft um jede einzelne Stimme, ist vom frühen Morgen bis zum späten Abend unterwegs: Firmenbesichtigungen, Stammtische in kleinen Ortsunionen, Bürgergespräche am Infostand in der Fußgängerzone. Aus seinem Umfeld höre ich, dass er viele neue Erkenntnisse gewonnen hat in diesen Monaten. Er hat gelernt, dass Politiker nicht nur in dunklen Anzügen mit weißem Hemd auftreten, sondern dass das Wahlvolk Politiker zum Anfassen will. Die ohne Krawatte auftreten, nach der Versammlung mit den Wahlhelfern auch ein, zwei Biere trinken und dass es neben Migration und Sicherheit auch wichtig ist, ob eine Landstraße in Südthüringen ausgebaut wird oder dass die Schulen für unsere Kinder vernünftige Laptops brauchen und Sanitäranlagen, die den Namen verdienen.

Die Kandidatur von Hans-Georg Maaßen für die CDU im Wahlkreis 196 Schmalkalden ist ein erstaunliches Experiment – es ist vielleicht die letzte wirkliche Schlacht um die einstige Seele der CDU, die in Thüringen lange die bestimmende Kraft war und die dank Merkel und ihrer Handlanger nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Als Kandidat aufgestellt gegen den Willen von Landes- und Bundes-CDU kämpft ein brillanter Mann, ein Konservativer, ein Staatsdiener, einen wirklich heroischen Kampf. Gegen die eigene Partei, gegen den Bundestrend und einen vollkommen überforderten „Kanzlerkandidaten“, gegen eine extrem feindliche Medienwelt mit „Thüringer Allgemeine“ (Funke) und rot-grünem Staatsfunk (MDR).

Die Entscheidung im Wahlkreis 196 Schmalkalden ist für mich wichtiger als die ganze Bundestageswahl. Und sie zeigt auch denen, die sich mit dem Wahlrecht nicht so auskennen, warum die Erststimme dieses Mal wichtiger ist als alles andere, jedenfalls wenn Sie es trotz aller Enttäuschungen immer noch gut mit der CDU meinen. Und das gilt auch für die anderen letzten konservativen Gallier – Sylvia Pantel. Klaus-Peter Willsch, Veronika Bellmann, Saskia Ludwig und weitere, die seit Jahren von der eigenen CDU angefeindet und ausgegrenzt werden, von „Parteifreunden“ aus dem Hinterhalt angeschossen. Wenn man Details kennt, es ist ekelhaft, wie man in den vergangenen Jahren mit diesen anständigen und mutigen Leuten umgegangen ist, die den Merkelschen Wahnsinn, die Massenmigration und die EU-Schuldenunion nicht mitmachen wollten und nicht mitgemacht haben.

Kennen Sie die Schlussszene im dritten Teil von „Herr der Ringe“? Wo das letzte Häuflein Aufrechter einen engen Kreis bildet, umzingelt von einer gewaltigen Übermacht. Und mittendrin steht einer mit einem großen Schwert und grimmigem Gesichtsausdruck und wartet auf den Ansturm der wahren „CDU-Zerstörer“. Genauso stelle ich mir die letzte Woche für Hans-Georg Maaßen in Schmalkalden vor.

Bildquelle:

  • Hans Georg-Maaßen: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.