von KLAUS KELLE
Augsburg – Tausende Christen, die ihre Arme gen Himmel strecken, Schlagzeug und E-Gitarren-Sound. Was man aus den USA und zunehmend auch Deutschland schon von Jugendtreffen evangelikaler Gemeinden kennt, greift nun auch auf die müde gewordene katholische Amtskirche über. Genau betrachtet, war es ein ökumenisches Treffen, dass sich über vier Tage in der Augsburger Messehalle ereignete und 10.000 Christen beider Konfessionen vereinte, die spürbar in allerbester Stimmung waren. Von einem griesgrämigen Glauben war hier keine Spur. Gebetshaus-Konferenz „Mehr“, so heißt das Treffen, organisiert vom umtriebigen Leiter des schon weit über die Grenzen der Stadt bekannten Gebetshauses um den
140 Euro, so viel zahlte jeder Teilnehmer am Wochenende in Augsburg. Es ist kein Seminar vom Sparkassenverband. Man stellt sich geduldig in die lange Schlange vor der Essenausgabe. Das sollten auch die vielen anderen deutschen Bischöfe mal erleben, also die Masse von Ihnen, die hier noch nicht waren. Großorganisationen und ihre Anführer haben immer Angst vor Umwälzungen, vor dem Neuen. Was passiert da, wer sind diese Leute? Wer bei der „Mehr“-Konfrenz dabei war, ist keine Gefahr für die Kirche Jesu. Diese Leute sind eine Gefahr für das Kirchenverwaltungstum unserer Zeit. Eine Gefahr für die trägen Apparate mit ihren prall gefüllten Geldsäcken, für das Manteltarifvertrags-Christentum ohne jedes Feuer für den Glauben. Hätte sich Jesus Christus in Augsburg unerkannt unter seine vielen jungen Anhänger hier geschlichen (bibelfeste Leser wissen, dass er immer da ist, wo zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen), ich bin sicher, er hätte Freude an ihnen gehabt. So wie er Freude am „Prayerfestival“ der wunderbaren Jugend 2000 in Marienfried hätte, an der alljährlichen Familienbegegnung „Move“ vom Regnum Christi und den Legionären Christi, wie bei den „Nightfever“-Initiativen überall in Deutschland, bei der Gemeinschaft Emmanuel in Altötting und man könnte noch viele andere Aufbrüche nennen.
Unsere christlichen Kirchen erleben einen gewaltigen Umbruch, der – wie es bei Kirchens so üblich ist – lange Zeit in Anspruch nehmen wird. Aber das Volk Gottes ist wieder auf dem Weg. Wer in diesen Milieus unterwegs ist, sieht es und spürt es, dass hier an der Zukunft der Kirche Gottes geschmiedet wird. Und ob da Protestanten oder Katholiken zusammenkommen, das ist denen, die auf dem Weg sind, im Grunde ziemlich egal.
Bildquelle:
- Mehr-Konferenz_Augsburg_2017: gebetshaus augsburg