Mach es gut, „Bibi“! Und: Auf Wiedersehen!

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Ist das zu fassen? Benjamin Netanjahu ist nicht mehr Ministerpräsident von Israel. Eine Acht-Parteien-Koalition hat den gefühlt ewigen „Bibi“ gestern abgelöst. Das wäre so, als wenn sich in einem deutschen Bundesland alle verbünden, egal was sie sonst denken, nur um eine andere Partei zu verhindern, fällt mir da spontan ein.

Benjamin Netanjahu, liebe Kinder, das ist so wie unser Onkel Helmut Kohl damals, der immer irgendwie da war und auf uns alle aufpasste. Im Gegensatz zu Tante Angela, die leider auch schon lange da ist, aber auf die wir alle aufpassen müssen.

Netanjahu, Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group, dann israelischer Diplomat an der Botschaft in Washington, zog 1988 erstmals als Abgeordneter der konservativen Likud-Partei in die Knesset ein, das israelische Parlament. Nach einer Reihe palästinensischer Selbstmordanschläge gegen sein Land wurde er 1996 erstmals zum Ministerpräsidenten gewählt. Und sicher – wie sollte es anders sein – war er als israelischer Regierungschef geprägt durch die dauernden Anschläge von islamistischen Hamas-Terroristen gegen die Bürger seines Landes. So ähnlich, wie wir es gerade wieder am Fernsehen erlebt haben. Die Leute in Israel leben jeden Tag unter der Bedrohung.

Sie alle wissen, wie eng die Verbindung zwischen Deutschland und Israel in Folge der Shoa ist, des organisierten Völkermordes gegen die Juden in Europa. Und die Nazi-Barbaren arbeiteten ab 1942 daran, den Massenmord an Juden von Deutschland aus industriell zu organisieren mit deutscher Gründlichkeit. Mindestens sechs Millionen Menschen starben in einem widerwärtigen Akt der Barbarei durch Nazi-Henker und ihre Anführer. Der Holocaust wird die Geschichte unseren großartigen Landes auf ewig mit Schande besudeln, und so ist es richtig und notwendig, die Erinnerung wachzuhalten und den nächsten Generationen zu übergeben, auf dass die eine Wiederholung des Schreckens um jeden Preis verhindern.

Deutschland und Israel sind durch ihre Geschichte für immer verbunden, viele deutsche Staatsmänner und -frauen waren sich dieser Verantwortung bewusst. Erst in jüngster Zeit scheint unser Auftrag „Nie wieder“ aufzuweichen. Zwar halten die Regierenden immer noch staatstragende Reden über unsere besondere Verantwortung. Doch wächst erkennbar im Bundestag fraktionsübergreifend die Zahl der Abgeordneten, die bereit sind, eine israelfeindliche Politik zu unterstützen. Abgeordnete, die Palästinenserschals tragen, auf denen die Karte des Nahen Ostens ohne Israel abgebildet ist, Abgeordnete, die persönlich an antisemitischen Hass-Aufmärschen in Berlin zum widerwärtigen „Al Quds Tag“ teilnehmen oder dem saudämlichen Gerede vom angeblichen „Schuldkult“ frönen, den dieses Land angeblich folge.

Ja, wir haben eine besondere Verantwortung für Israel, wir sollen ihm beistehen, wenn es angegriffen wird oder Hilfe braucht. Nicht kritiklos gegenüber Israels Politik, aber stets in tiefer und ehrlicher Solidarität. Und das Schlimmste, was eine deutsche Regierung seit 1945 getan hat, ist, die Grenzen zu öffnen auch für den Massenzuzug von Israelfeinden und Antisemiten nach Deutschland. Wenn jüdische Gemeinden im bunten Deutschland der Vielfalt heute ihre Mitglieder dazu aufrufen, keine Kippa mehr in der Öffentlichkeit zu tragen, dann ist Alarmstufe Rot, liebe Freunde.

Israel ist nicht zu vergleichen mit uns hier in Deutschland und Europa. Seit der Staat Israel begründet wurde, sieht er sich einer existenziellen Bedrohung seiner Bürger gegenüber. Und sie haben gelernt, sich zu wehren, nicht mit Gleichstellungsbeauftragten, Runden Tischen und Konfliktforschern, sondern mit Waffen, die sie bereit sind, zur Verteidigung auch jederzeit einzusetzen. Vor zwei Jahren war ich zuletzt in Israel und vier Tage auch in den Palästinensergebieten. Ein faszinierendes Land, lebenslustig und selbstbewusst, umringt von Todfeinden, die es auslöschen wollen, und trotzdem eine Demokratie und ein Rechtsstaat inmitten all des Hasses und Irrsinns, der dort immer noch herrscht. Der vielleicht auf Ewigkeit dort herrschen wird in diesem brodelnden Teil der Welt.

Und in einer solchen Region überlebt man nicht mit Heiko Maas und Annegret Kramp-Karrenbauer. Da überlebt man mit einem Mann wie Benjamin Netanjahu an der Spitze, mit Ecken und Kanten, knallhart, wenn es sein muss. Mach es gut, Bibbi! Und: Auf Wiedersehen!

Mit herzlichem Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

P. S. Ja, ich weiß, dass es Ermittlungen gegen Netanjahu wegen Korruptionsvorwürfen gegeben hat und vielleicht noch gibt. Aber das ist ein anderes Thema. Wir müssen jetzt erstmal noch die Korruptionsaffären deutscher CDU-Politiker aufarbeiten, die sich in der Corona-Krise schamlos an Masken-Deals berreichert haben…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.