Liborius, der Schutzpatron von Paderborn: Von Weihrauch und Bratwurstduft in Ostwestfalen

von PETER WINNEMÖLLER

Man weiß nicht viel über das irdische Leben des Heiligen Liborius. Den Quellen zufolge war er der zweite Bischof der gallischen Stadt Le Mans. Er war ein Freund des Heiligen Martin von Tours. Berichte sagen, er habe viele Kirchen gebaut und sich um die Verbreitung des Evangeliums gekümmert. Die Stadt Le Mans war schon christianisiert. Das Umfeld der Stadt war noch weitestgehend heidnisch. Hier errichtete er mehrere Landpfarreien. Er war wohl ein guter Bischof. Er ist ein Heiliger.

Frühe Zeugnisse sprechen von Heilungswundern, die sich am Grab des Heiligen ereigneten. Noch heute bittet man ihn um Fürsprache bei Nieren-, Gallen- oder Blasensteinen. Die Geschichte eines Heiligen endet niemals mit seinem leiblichen Tod. Zwar endet seine Biographie, doch seine Teilhabe am Leben der Menschen endet nicht. Die Kirche ist die Gemeinschaft aller Getauften und Gläubigen. Die streitende und die triumphierende Kirche gehören zusammen. Während wir hier mit den Widrigkeiten der gebrochenen Welt streiten, schauen die Heiligen das Angesicht Gottes. Man spricht von Freunden Gottes. So heißt es auch in einem Lied zu Ehren des Heiligen Liborius „… unser Schutzherr, Gottes Freund.“

Als Schutzpatron redet man den Heiligen Liborius in Paderborn an. Da nämlich ging seine Geschichte lange nach seinem leiblichen Tod noch einmal richtig los. Im Jahr 836 trafen sich die Bischöfe Badurad von Paderborn und Alderich von Le Mans auf der Synode in Aachen. Sie vereinbarten dort, die Reliquien des Heiligen Liborius nach Paderborn zu transferieren. Liborius sollte Patron des Bistums Paderborn werden.

Dem Heiligen gefiel Westfalen offensichtlich. Der Glaube blühte im Sachsenland. Er blüht noch heute in Paderborn, obwohl auch hier die Säkularisierung zu spüren ist. In vielen Dingen ist in Paderborn die Welt noch ein bisschen mehr katholisch als anderswo.

Der Patron des Bistums und der Stadt wird jährlich mit einem großen Fest gefeiert. Das ist eines der ganz großen und doch so unauffälligen Wunder. Hier wird ein kirchliches und zugleich weltliches Fest gefeiert wird. In Paderborn spricht man davon, daß sich Weihrauch und Bratwurstduft mischen. Man kann in diesen Tagen Paderborn nicht aufsuchen, ohne Glocken zu hören. Was soll das sein, wenn nicht ein Wunder: Gläubige und Ungläubige zu einem großen gemeinsamen, fröhlichen und friedlichen Fest zusammen zu rufen?

Es ist noch nicht das größte Wunder des Heiligen. Bei der Vereinbarung der Übertragung seiner Reliquien schlossen die beiden Bischöfe einen „Liebesbund ewiger Bruderschaft“. Die Bistümer Le Mans und Paderborn bewahren diese Freundschaft seit fast zwölf Jahrhunderten. Kriege und Feindschaften konnten diesen Bund nicht brechen. Das sichtbare Zeichen ist die wunderbare Tradition, Jahr für Jahr den Nachfolger des Heiligen zum Liborifest in Paderborn begrüßen zu dürfen.

Der Heilige Liborius wirkt. Er tat es als Bischof von Le Mans. Jetzt ist er Patron von Paderborn. Stadt und Bistum wissen sich ihrem Patron eng verbunden. Und niemals ertönt im überfüllten Dom zu Paderborn ein solch brandender Applaus, wie wenn der Heilige nach dreimaligem Tusch im Hochchor des Domes angekommen ist. Ja, akklamieren die Gläubigen von Paderborn, Du bist unser Patron und bist unter uns. Das Fest kann beginnen!

Der Heilige gehört zu uns. Fürsprache bei Gott und die Verehrung der Gläubigen, das geht Hand in Hand. Ordentlich feiern gehört auch dazu. Das Liborifest in Paderborn geht noch bis zum kommenden Sonntag. Und: Nach Libori ist vor Libori.

Manch einer findet über das Jahr den Weg in die Domkrypta, wo die Reliquien liegen. Im Gebet dem Heiligen sein Leid, seine Freude oder sein Anliegen mitzuteilen, ist hier ganz normal. Paderborner und Liborius, das gehört einfach zusammen.

Bildquelle:

  • Liborius: sccgen

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