Letzte Bundespressekonferenz mit Kanzlerin Merkel: Alle großen Krisen kamen von woanders

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Bundespressekonferenz. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

BERLIN – In ihrer 16-jährigen Amtszeit hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aus eigener Sicht nur Krisen zu bewältigen gehabt, die ihre Ursachen nicht in Deutschland hatten.

Die CDU-Politikerin zählt dazu die Finanzkrise von 2007, die Euro-Rettung, die Flüchtlingskrise von 2015, den Klimawandel und die Corona-Pandemie.

«Was meine Amtszeit schon durchzogen hat immer, ist, dass wir halt nicht alleine mit nationaler Politik unsere Herausforderungen bewältigen können, sondern dass wir Teil einer Weltgesamtheit sind, und das ja auch das Thema, das wir bei Klima sehen», sagte Merkel am Donnerstag in Berlin.

«Wir alleine werden das Weltklima nicht verändern können. Wir alleine werden die Pandemie nicht bekämpfen können», sagte Merkel. Sie fügte hinzu: «Aber die Art und Weise, wie wir es machen, kann Beispiel sein für andere, dem zu folgen.»

Merkel ruft Bevölkerung zum Impfen auf

Angesichts steigender Corona-Zahlen warb Merkel bei ihrer voraussichtlich letzten Sommerpressekonferenz in Berlin eindringlich für mehr Impfungen. «Je mehr geimpft sind, umso freier werden wir wieder sein», sagte die Kanzlerin. Nur gemeinsam könne die Pandemie überwunden werden. Deswegen sollten Menschen auch im privaten Umfeld und in der Arbeitswelt aktiv für Impfungen werben.

Merkel bezeichnete die derzeit etwa binnen 12 Tagen registrierte Verdoppelung der Inzidenzzahlen als dramatisch. Sie mahnte, Schutzmaßnahmen stärker zu beachten: Masken, Abstand, Lüften und auch regelmäßiges Testen. Höhere Impfquoten machten es inzwischen möglich, auch mit höheren Infektionszahlen umzugehen. «Die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, bleibt Richtschnur unser Handelns», sagte Merkel.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte die Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstagmorgen mit 12,2 angegeben. Am Vortag betrug der Wert 11,4, beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli noch 4,9.

Die Kanzlerin schwor das Land zugleich auf eine gemeinsame Kraftanstrengung zur Bewältigung der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands ein. «Wir werden zur Behebung all dieser Schäden einen langen Atem brauchen», sagte Merkel. Es gebe schreckliche Verwüstungen durch das Hochwasser, Deutschland trauere um 170 Tote.

Ziel sei eine gemeinsame Finanzierung der Flutschäden, sagte Merkel. Die Bundesregierung habe einen Betrag von 200 Millionen Euro für Soforthilfe zur Verfügung gestellt. In den nächsten Tagen und Wochen werde mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer darüber gesprochen, wie ein gemeinsamer Aufbaufonds organisieren werde. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass die Pandemie bei diesem Treffen erneut Thema sein werde, sagte die Kanzlerin.

Merkel tritt bei der Bundestagswahl im September nicht mehr an und zieht sich anschließend aus der Politik zurück.

Bildquelle:

  • Kanzlerin Merkel stellt sich Fragen der Hauptstadt-Journalisten: dpa

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