Lauterbach im Glashaus: Ein SPD-Politiker wirft rhetorische Steine auf Mallorca und sorgt für Ärger

von PETER JOECKEN

Ich stelle mir vor, ich sitze in einem Cafe auf einer wunderschönen Terrasse, genieße die Wärme der bereits seit längerer Zeit wohlig wärmenden Sonne über Mallorca und genieße den herrlichen Ausblick auf das offene, blaue Meer…

Corona ist für einen stillen Moment nicht mehr existent.

Aber heute ist es leider nur eine Vision, die mich spüren lässt, wie sehr sich die Dimensionen meines Denkens  in einem Jahr Erlebens der „Jahrhundertkatastrophe“ verändert haben.

Diese Katastrophe hat Gesichter. Es sind nicht viele, aber es sind keine schönen Gesichter. Die Merkels, Drostens, Wielers und Lauterbachs dieser Welt haben mich mehr vereinnahmt, als ich es je für möglich gehalten habe. Und ich glaube, dass es nur allzu natürlich ist, dass sie in mir starkes Unbehagen auslösen.

Mallorca ist in diesen deutschen Gesichtern inzwischen der Inbegriff des Bösen, des Sündenpfuhls amoralischer und unverantwortlicher Menschen geworden. Des Deutschen „liebstes Kind“ ist zum Reizthema geworden. Lauterbach hat in diesen Tagen die Öffnung Mallorcas für die „Rückkehr“ deutscher Urlauber scharf kritisiert. Er bediente sich dabei Aussagen, die ich, bei aller Toleranz gegenüber anderen Meinungen, höchst empörend und anmaßend finde.

Lauterbach hat Mallorca bei den Fallzahlen Trickserei vorgeworfen. Es würde alles so manipuliert, dass die Interessen der spanischen Tourismusindustrie über die Sicherheit von Leib und Leben der Menschen gestellt werden würde. Er spricht davon, dass die „brasilianische Mutante“ P1 dort bereits weitgehend verbreitet sei, und dass alleine das ein aktiver Angriff der Regierung Mallorcas auf die Bemühungen Deutschlands sei, der Pandemie Herr zu werden.

„Da wird auch noch getrickst, ich glaube da kein Wort. Ich glaube, dass die mittlerweile längst P1 haben. Und ich glaube auch den Fallzahlen nicht.“

(Zitat Lauterbach bei Maybritt Illner)

Die Antwort der verantwortlichen Politiker der Baleareninsel indes ließ nicht lange auf sich warten.

„Wir sind hier schließlich nicht in einer Bananenrepublik, sondern in einem ernsthaft und professionell geführten Land“, sagte der renommierte Gesundheitsexperte Joan Carles March der Mallorca Zeitung. Antoni Oliver, Chefbiologe des Landeskrankenhauses Son Espases in Palma, in dem die Virenproben der Balearen analysiert werden, äußerte sich ebenfalls. „Fakten sind Fakten, das ist schon empörend, wenn sie anders dargestellt werden“, sagte er laut der Deutschen Presse-Agentur.

Der selbsternannte „Epidemiologe“ Lauterbach lässt nichts aus, um die ohnehin bereits arg strapazierten Nerven der deutschen Volksseele zum Kochen zu bringen.

Nicht zum ersten Mal bediente er sich dabei, ohne vorliegende Fakten und Belege vorzulegen, Behauptungen aufzustellen, die Menschen nicht nur verunsichern, sondern hinters Licht führen und sie letzten Endes immer wieder Ängsten aussetzt. Bekräftigend fügte er hinzu:

 „Das heißt: Dort wird auch noch getrickst. Ich glaube denen kein Wort! Und ich glaube auch den Fallzahlen nicht!“

Dabei ist es Tatsache, dass sowohl die Balearen als auch die Kanaren über eine herausragende Qualität in der Nachverfolgung der Infektionsketten verfügen und ihre Maßnahmen konsequent daraus ableiten.

Und Tatsache ist auch, dass die „brasilianische Mutante“ auf Mallorca bislang nicht nachgewiesen wurde. Lauterbach ist jedoch der Meinung, dass dies eine Lüge sei.

Die Menschen auf Mallorca haben lange, sehr lange und noch mehr als die Menschen in Deutschland unter blanker Not und Existenzangst gelitten. Sie trugen und tragen die erheblichen Einschränkungen, die ihnen auferlegt wurden, mit und haben damit Erfolg gehabt. Sie empfinden Lauterbachs Worte als einen beleidigenden Affront gegenüber ihrer Lebensweise und ihrer Mentalität.

Ich bin erschüttert über so viel deutsche Anmaßung eines Politikers, der sich nicht nur zu schade ist, mit seiner mantraartigen „Ich warne vor…“ – Rhetorik Menschen zu unterdrücken, sie bewusst in Angst und Panik zu versetzen, nein, nun beginnt er auch damit, sich in die Angelegenheiten anderer Länder ein zu mischen.

Er sitzt im Glashaus und wirft mit Steinen. Nun wirft er sie auch nach Mallorca.

Lauterbach ist Arzt. Er hat sich der Genfer Konvention verpflichtet. Seine mediale Präsenz verschafft seinen Worten ein waffengleiches Gewaltpotenzial.

Er scheint sich dessen bewusst zu sein, denn sonst würde er sich nicht immer und immer wieder in seine Kampfposition begeben. Ich bin der Meinung, dass er den Menschen in unserem Land erheblichen Schaden zufügt. Er setzt seine Rhetorik als Gewalt gegen die Seelen und Gemüter der Menschen ein. Und er ist sich dabei nicht zu schade, sich Lügen und Halbwahrheiten zu bedienen.

Ich finde, er hat mit seinen unwahren Äußerungen über die Regierung Mallorcas erneut die rote Linie überschritten.

Das kann doch nicht allen Ernstes ein Kandidat für die „Nachfolge“ Spahns als Gesundheitsminister sein, oder?

 

Bildquelle:

  • Mallorca_Zeitung_Lauterbach_2: screenshot

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