Berlin – Der nächste Bundestag wird Berechnungen zufolge so groß werden wie nie zuvor. Nach Schätzungen des Friedrichshafener Politologen Joachim Behnke dürften im künftigen Parlament zwischen 680 und 700 Abgeordnete Platz nehmen.
«Keine andere Demokratie der Welt hätte dann so viele Sitze im Parlament», sagte Behnke der Deutschen Presse-Agentur. Der bislang größte Bundestag hatte 672 Sitze. Das war nach der Wahl 1994.
Behnkes Schätzungen basieren auf dem letzten ZDF-«Politbarometer» vor der Wahl. Demnach käme die SPD auf 21,5 Prozent der Stimmen, die Union auf 36 Prozent. Derzeit sitzen im Parlament 631 Abgeordnete. Regulär vorgesehen sind 598.
Behnke erklärt den vermuteten deutlichen Anstieg unter anderem mit dem voraussichtlichen Einzug von FDP und AfD ins Parlament: «Allein dadurch bekommen wir voraussichtlicht auf 25 bis 30 zusätzliche Sitze.» Durch die zusätzlichen Parteien sinke der Zweitstimmenanteil der anderen Parteien, was vor allem bei der CDU zu deutlich mehr Überhangmandaten führen dürfte. Damit diese das Stimmenverhältnis nicht verzerren, werden sie mit sogenannten Ausgleichsmandaten für die anderen Parteien aufgewogen.
Schon nach der Wahl 2013 hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Größe des Parlaments kritisiert. Eine effiziente Arbeit sei bei zu vielen Abgeordneten nicht mehr gewährleistet. Immer wieder brachte Lammert eine Obergrenze ins Spiel – allerdings vergeblich.
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- Bundestag: dpa