Kritik an Spahns Impfziel für Jugendliche

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei einer Pressekonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa

BERLIN – Die Zielvorgabe für Corona-Impfungen von Kindern und Jugendlichen bis zum Ende der Sommerferien ist zum Teil mit viel Skepsis aufgenommen worden.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte bezeichnete die Pläne als «überambitioniert». Die Ständige Impfkommission (Stiko) mahnte zur Geduld, weil Impfungen von Kindern genau geprüft werden sollten. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung forderte derweil bereits einen genauen Fahrplan für eine solche Impfaktion.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bekräftigt, dass bis zum Ende der Sommerferien den 12- bis 18-Jährigen in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden soll. Die EMA gab auf dpa-Anfrage bekannt, dass sie noch im Mai über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden will. Das Verfahren könne angesichts von Fortschritten bei der Bewertung beschleunigt werden und Ende des Monats abgeschlossen sein.

«Wir wollen in jedem Fall die Daten zur Impfung von Kindern genau prüfen, bevor eine generelle Impfempfehlung für Kinder gegeben werden kann», sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens der «Welt». «Derzeit diskutierte Argumente wie Urlaub können nicht die primären entscheidungsrelevanten Argumente der Stiko sein.» Wenn die Zulassung für Kinder von 12 bis 15 Jahren erteilt sei, «dann sollten tatsächlich Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden».

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, zweifelt an den Zeitplänen für die Corona-Impfungen bei Kindern. Nach einer möglichen EMA-Zulassung geht er davon aus, dass die Zustimmung der Stiko einige Zeit dauern könnte. «Deswegen halte ich die derzeit verkündeten Zeitpläne mit Terminen im Spätsommer für überambitioniert», sagte Fischbach der «Rheinischen Post». «Am Ende wollen wir die Kinder mit einem zugelassenen und sicheren Impfstoff impfen. Wir wollen keine Notfallzulassung, und es darf auch keine Impfpflicht geben.»

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, betonte, dass der Impfstart bei Kindern und Jugendlichen gut vorbereitet werden müsse. «Sonst habe ich die Sorge, dass er sich verzögert», sagte er dem «Handelsblatt». Die Jugend brauche eine klare Perspektive, etwa für einen normalen Schulalltag. Grundsätzlich sei eine Impfaktion unter Kinder und Jugendlichen schnell zu schaffen, Gassen sieht neben den niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten dabei auch den öffentlichen Gesundheitsdienst in der Verantwortung. «Gemeinsam ist das in relativ kurzer Zeit zu schaffen», erklärte Gassen. So könnten beispielsweise Reihenimpfungen auch in den Schulen organisiert werden. «Nur so können wir viele Jugendlichen auf einen Schlag impfen.»

Bildquelle:

  • Jens Spahn: dpa

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