Kramp-Karrenbauer: „Der 20. Juli gehört zur DNA der Bundeswehr“

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gedenkt der Ermordeten des Widerstands gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in der Gedenkstätte Plötzensee. Foto: Jörg Carstensen/dpa

BERLIN – Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat zum 77. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler dazu aufgerufen, das Erbe des militärischen Widerstands zu bewahren.

Der 20. Juli gehöre «zur DNA der Bundeswehr», sagte die CDU-Politikerin bei einem feierlichen Gelöbnis von mehr als 100 Rekruten am Dienstagabend in Berlin. Auch andere Spitzenpolitiker würdigten die Widerstandsbewegung gegen das NS-Regime.

Gehorsam in der Bundeswehr stehe immer unter dem Vorbehalt des Gewissens, sagte Kramp-Karrenbauer. Die Rekruten gelobten ihre Treue nicht einer Person, sondern dem demokratischen, freiheitlichen Gemeinwesen und seiner Rechtsordnung. Mit Blick auf den 20. Juli 1944 sprach sie von einem «verzweifelten und späten Versuch», Deutschland von der NS-Schreckensherrschaft befreien. Dieser Versuch stifte bis heute Sinn, auch wenn er gescheitert sei. «Die Befreiung vom Nationalsozialismus gelang den Deutschen nicht aus eigener Kraft. Andere haben uns befreit.»

Kramp-Karrenbauer betonte bei der Veranstaltung im Bendlerblock, dass Antisemitismus in der Bundeswehr keinen Platz habe. Als Ehrengast sprach Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, zu den Rekruten. Er erinnerte an die Grenzen des soldatischen Gehorsams und ermunterte dazu, nicht wegzuschauen. Heute werde mit tiefem Respekt auf die Widerstandskämpfer geschaut. «Respekt bedeutet nicht, sie als Helden zu verehren oder auf einen Sockel zu stellen, denn dies hielte ich für falsch», sagte er.

Schuster kritisierte, dass sich Corona-Leugner und so genannte Querdenker auch mit Zeichen des Widerstands gegen den NS-Staat zeigten. Die sei infam und abstoßend. «Sie treten das Erbe der Widerstandskämpfer mit Füßen», sagte Schuster. «Diese Menschen müssen spüren, dass sie mit ihren Meinung isoliert sind.»

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte zuvor schon bei einer Feierstunde in der Gedenkstätte Berlin-Plötzensee gesagt, die Frauen und Männer des 20. Juli seien auch heute noch Vorbilder. Trotz unterschiedlicher politischer, weltanschaulicher oder religiöser Motive hätten sie die Kraft gehabt, sich auf das Gemeinsame zu besinnen, und dabei Größe bewiesen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verwies in einer Erklärung darauf, dass der Aufstand von Wehrmachtsoffizieren zwar gescheitert sei. «Dennoch ist der Versuch von Attentat und Aufstand ein Vorgang von allergrößtem moralischen Gewicht und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück zu Freiheit und Selbstachtung.»

Am 20. Juli 1944 hatten Wehrmachtsoffiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg vergeblich versucht, Hitler mit einer Bombe zu töten und den Krieg zu beenden. Stauffenberg und drei Mitverschwörer wurden noch am Abend des Attentats im Innenhof des Bendlerblocks erschossen. In den folgenden Wochen und Monaten richteten die Nazis rund 90 weitere Beteiligte und Unterstützer hin.

Bildquelle:

  • Hubertus Heil: dpa

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