Kolateralschäden unvermeidlich- It’s the Export, Stupid!

Liebe Leserinnen und Leser,

wie wichtig sind eigentlich Gastronomie, Hottelerie und Einzelhandel für die Bundesregierung bei der Bewertung der Folgen eines harten Lockdowns? Ist es systemrelevant, Pasta und Rotwein beim Stammitaliener einnehmen zu können vor dem Hintergrund eines vermeintlich tödlichen Bedrohung? Muss man jetzt shoppen gehen, außer natürlich Lebensmittel? Wie wichtig ist, dass die Leute wieder ihr Badehandtuch im Strandkorb auf Rügen ausrollen dürfen?

All diese Fragen werden sich die Herrschaften bei der wöchentlichen Kanzlerinnenrunde mit den Ministerpräsidenten stellen, und gestern beim Frühstück in Berlin kamen ein Kollege und ich zu der Auffassung: Einzelhandel, Tourismus und Restaurants sind denen im Grunde egal. Klar, da werden „unbürokratische Hilfen“ versprochen zur Erhaltung der „einzigartigen Gasthaus-Kultur“ und blabla, aber im Grunde ist das nicht systemrelevant. Schlecht für die Stimmung natürlich – was auch nachdenkenswert ist im Jahr der Bundestagswahl – aber für die wirtschaftliche Stabilität unerheblich. Ja, ein paar Hunderttausend Kurzarbeiter und Arbeitslose, ja, eine überdurchschnittliche Anzahl an Firmenpleiten, aber fast nur die Kleinen. Nicht systemrelevant.

Es gibt einen einzigen entscheidenden Faktor, der für Wohl und Wehe Deutschlands, für den Lebensstandard und all die auch international so geschätzten sozialen Wohltaten bedeutsam ist: der Export. All die Autos und Maschinen made in Germany, die sich weltweit weiter verkaufen wie geschnitten Brot. Konzern um Konzern meldet in diesen Tagen Rekordumsätze und Milliardengewinne in der Corona-Krise – zuletzt BMW. Und diese Regierung wird alles dafür tun, dass die Bänder nicht stillstehen, dass diejenigen, die mit ihren Steuern den ganzen Laden finanzieren, weiter arbeiten können. Und wenn es Probleme dort gibt, dann hilft Vater, entschuldigung Mutter Staat. Mit Geld, mit Ausnahmeregelungen, mit Steuervorteilen.

Aber der Friseursalon mit zwei Mitarbeitern, die Kneipe im Familienbetrieb, der Malermeister mit zwei Auszubildenden – die sind unseren Regierenden ziemlich wumpe. So jedenfalls ist unser Eindruck.

Passen Sie auf sich auf!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.