von DIETRICH KANTEL
BERLIN – Es soll nun ganz schnell gehen mit der Beendigung der NATO-Mission „Resolute Support“ und dem Truppenabzug aus Afghanistan. US-Präsident Biden möchte seine Jungs eher früher als später nach Hause holen. Für die Amerikaner setzt er mit dem jetzt vorgezogenen Termin zum Nationalfeiertag am 4. Juli ein symbolisches und patriotisches Ausrufezeichen. Aus Bedenken-Deutschland wurden sogleich kritische Stimmen laut: Das sei überhastet und schmecke nach Flucht aus einer – wahlweise unvollendeten oder gar gescheiterten – Mission meckern die einen. Die anderen, aus dem aus dem linken und links-grünen Lager, zünden gleich anti-amerikanische Reflexe: Man sei in dieser Mission schließlich nicht lediglich Anhängsel der USA und dürfe sich nicht vom amerikanischen Diktat bevormunden lassen. Mehr Respekt bitte!
Solche Einwendungen zeugen, den antiamerikanischen Reflex einmal außen vor, von dreierlei: Naivität, militärischer Unkenntnis und der schon typisch gewordenen deutschen Behäbigkeit. Schnell geht bei uns ja inzwischen gar nichts mehr. Schnell geht es in Deutschland weder einen Flughafen fertig zu stellen und schnell geht es selbst bei pandemischer Herausforderung nicht Atemschutzmasken, Corona-Test-Kits oder Impfstoff zu beschaffen. Man hegt immer Bedenken, wenn etwas schnell gehen soll.
Naivität und Unkenntnis
Von erstaunlicher Naivität und Unkenntnis in militärischen Dingen zeugt das Lamento, man dürfe sich bei dem Abzug doch nicht von den bösen Amis abhängig machen. Hier wird völlig verdrängt, dass wir in Afghanistan in der Tat von den USA abhängig sind. Angesichts des desolaten Ausrüstungsstandes der Bundeswehr ist das deutsche Kontingent nämlich gar nicht in der Lage, den eigenen Abzug zu schützen für den Fall der als wahrscheinlich erwarteten Angriffen der Taliban ab dem 1. Mai. Es fehlt an jedweden Luftstreitkräften zur eigenen Sicherung. Attackieren die Taliban das deutsche „Camp Marmal“, so müsste man bei den Amerikanern um Luftunterstützung betteln. Die vormals beim Bundeswehrkontingent vorhandenen zwei (!) Kampfhubschrauber „Tiger“ wurden schon vor Jahren abgezogen. Die Deutschen verfügen lediglich über eine begrenzte Fähigkeit der Luftaufklärung: Mit vier veralteten Transporthubschraubern, Typ CH-53, der in den 1960er Jahren entwickelt wurde; und – Achtung ! – einer (!) von Israel geleasten Aufklärungsdrohne vom Typ Heron 1. Die Beschaffung eigener Drohnen wurde schon seit der inkompetenten Ursula von der Leyen verschlafen. Und die Beschaffung von heute unabdingbaren bewaffneten Drohnen vom wurde Koaltionspartner SPD aus ideologischen Gründen konsequent verhindert.
Statt Luftkampffähigkeit: AKK schickt Mörser
Um die Unzulänglichkeit der deutschen Truppen zu kaschieren hat die derzeit amtierende, ebenfalls inkompetente Verteidigungsministerin nun verkünden lassen, dass zur Sicherung des deutschen Abzuges ein Mörser-Zug auf den Weg gebracht werde. Für den deutschen Leser, der heute mit militärischen Themen oft nicht mehr sehr vertraut ist: Ein Mörser, früher auch Granatwerfer genannt – Bundeswehr-intern augenzwinkernd: „Zigeunerartellerie“ – ist eine Steilfeuerwaffe der Infanterietruppe zur Bekämpfung ungepanzerter oder nur schwach gepanzerter Ziele. Der bei der Bundeswehr vorhandene Tampella-Mörser, Kaliber 120 Millimeter, besitzt eine maximale Reichweite von 6300 Metern. Ein Mörser-„Zug“ verfügt über sechs solcher Infanteriegeschütze. Gegen die zu erwartenden Raketenangriffe der Taliban, die aus verdeckten Stellungen außerhalb der Mörserreichweite erfolgen werden, ist das militärisch ein Witz. Ein sehr trauriger allerdings.
Die Amerikaner haben erklärt, dass sie – enger Zeitplan hin oder her – den Abzug der deutschen Truppen decken werden. Mit ihren überlegenen Luftstreitkräften. Und Lufttransportkapazität, über den die Bundeswehr ebenfalls nicht ausreichend verfügt, haben sie auch angeboten. Damit auch das schwere Gerät der Deutschen rechtzeitig vor dem 4. Juli abtransportiert werden kann.
Ohne die USA ist die Bundeswehr dank der jahrelang vergeigten deutschen Verteidigungspolitik („Kühlschränke und Kitas statt Waffen“) nicht fähig, ohne weitere Verluste ihre Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Da die amerikanische Unterstützung besteht, kann es doch nur heißen: Raus aus Afghanistan. Mit den Amerikanern. Und so schnell wie möglich.
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- US_Airbase_Afghanistan: pixabay