Kein echtes Thema im Wahlkampf: Was tun, damit wir auch demnächst noch zuverlässig Strom haben?

von ULRIKE TREBESIUS

BERLIN – Nachdem im Bundestagswahlkampf lang und breit diskutiert wurde, ob sich die drei Kanzlerkandidaten überhaupt dazu eignen, dieses Land zu führen, beschäftigen sich Parteien und Kandidaten jetzt auch mal mit Inhalten.

Beachtenswert ist dabei weniger, was diskutiert, sondern was weggelassen wird. Nicht diskutiert wird beispielsweise, wie Deutschland zukünftig mit der Energieversorgung bzw. der Energiesicherheit umgehen möchte.

Dabei wird in diesem Land kaum ein Thema so breit diskutiert wie der Klimaschutz, der Ausstieg aus der Kohleversorgung und der Umstieg auf die sogenannten erneuerbaren Energien. Die CO2-Bilanz unseres flächenmäßig sehr kleinen Landes ist das Thema in allen Talkshows, auch wenn die Frage, ob Deutschland denn das Weltklima im Alleingang retten kann, nicht von Belang zu sein scheint. Und wie bei allen Religionen geht es hier nicht um den fachlichen Austausch von Argumenten, sondern an den festen Glauben daran, unsere Industrie zukünftig mittels Windenergie versorgen zu können. Maßnahmen–Kritiker werden deshalb auch als „Leugner“ bezeichnet, ein probates Mittel, um unliebsame Sachargumente zu stigmatisieren. Dabei bestreitet niemand einen Klimawandel. Und natürlich hat der Mensch Einfluss darauf. Doch wie groß dieser Einfluss ist und ob CO2 das einzige Übel ist, wird überhaupt nicht mehr in Frage gestellt.

Anstatt die Diskussion auf die Sachebene herunterzubrechen und zu überlegen, wie in Deutschland zukünftig der Energiebedarf zu decken sei, debattieren parteienübergreifend alle darüber, ob wir Elektro-Autos oder Lastenfahrräder fahren wollen. Selbst wenn man wohlwollend rechnet, übernehmen die erneuerbaren Energien aus hauptsächlich Wind- und Solarenergie derzeit nur knapp 38 Prozent der Grundversorgung unseres Landes. Trotzdem halten wir an dem selbstmörderischen Plan fest, bis 2030 auch noch aus der Kohleversorgung aussteigen zu wollen. Der Ausstieg aus der Kernenergie läuft bereits seit Jahren.

Warum fragt niemand nach, wie genau dann nicht nur unsere Industrie, sondern auch unsere Kühlschränke und Waschmaschinen, unsere PCs und unsere Elektro-Autos mit Strom versorgt werden sollen? Wie bereits jetzt mit Atomstrom aus Frankreich und Tschechien? Die Polen haben hier einen neuen Markt entdeckt. Da die Deutschen aus moralischen Erwägungen in knapp acht Jahren keinen polnischen Kohlestrom mehr importieren wollen, bauen die Polen jetzt eben Kernkraftwerke. Wie auch die Schweden aus dem Mutterland von Greta, die wie alle Skandinavier Atomstrom als erneuerbare Energiequelle definieren. Warum weist Herr Laschet nicht darauf hin oder der smarte Herr Lindner von den sogenannten Liberalen? Alle dienen sich willfährig dem Zeitgeist an, anstatt einfach mal die sich praktisch aufwerfenden Fragen zu stellen: Wie stellen wir sicher, dass wir ab 2030 nicht im Dunkeln sitzen müssen, insbesondere, wenn wir bei einem Aus der Verbrennungsmotoren zukünftig einen noch höheren Energiebedarf abdecken müssen? Decken wir dies damit ab, indem wir unsere Energie-intensiven Unternehmen (zumeist die, die unseren Wohlstand sichern) wie bereits jetzt ins Ausland vertreiben? Die Auto-Industrie nach China und die Stahlindustrie nach Frankreich?

Inwieweit machen wir unsere Stromversorgung vom Ausland abhängig und ist das clever? Und ist es tatsächlich nachhaltig? Wie gehen wir damit um, dass sich immer mehr Menschen in diesem Land den weltweit teuersten Strom nicht mehr leisten können? Und ist Umverteilung wirklich die Lösung? Welche Auswirkungen haben Windkraft- und Solaranlagen auf das Mikro-Klima? Inwieweit beschädigen wir unseren Wald, wenn wir riesige Windkraftanlagen in diese Ökosysteme pressen? Welche Auswirkungen hat dies auf Vögel- und Insektenschwärme bzw. bei Offshore – Anlagen auf Fische und Meeressäuger? Wie hoch ist der Wirkungsgrad von Windkraftanlagen und Solar-Panels und wie aufwändig ist ihr Rückbau bzw. die Entsorgung? Und wie verhält es sich bei der Herstellung dieser Anlagen mit der „Klimaneutralität“?

Wie schon bei der Migration geht Deutschland mit der sogenannten „Energiewende“ weltweit einen Sonderweg, dem bislang kein anderes Land auf der Welt folgt. Im Gegenteil bauen fast alle Länder neue Kohle- und Kernkraftwerke. Wir berauben uns mit erschreckender Naivität und Dummheit der Grundlage unseres Wohlstandes. Alle dazu geführten Diskussionen im Wahlkampf gehen im Wesentlichen am Kern des Problems vorbei.

Bildquelle:

  • Strommasten_Nebel: dpa

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