Katholisch, fleißig, unbekannt: Wer ist der mögliche neue Ministerpräsident Daniel Günther?

Das große Problem Günthers: Viele Schleswig-Holsteiner kennen ihn immer noch nicht. Foto: Carsten Rehder/Archiv

von WOLFGANG SCHMIDT

Kiel – Der Herausforderer wirkt manchmal fast schüchtern, dann wird er Minuten später im Kieler Landtag zum rhetorischen Haudrauf. CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther attackiert unermüdlich Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), den er nach der Landtagswahl am 7. Mai ablösen will.

«Mich zeichnen Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungsvermögen und auch Hartnäckigkeit aus», sagte Günther im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er sei auch absolut konfliktfähig. Politische Gegner und Parteifreunde wissen das.

Das große Problem Günthers: Viele Schleswig-Holsteiner kennen ihn immer noch nicht. Würde der Ministerpräsident direkt gewählt, hätte der 43-Jährige gegen Albig kaum eine Chance. Dennoch vermittelt Günther den Eindruck, er sei vom Erfolg überzeugt. Darin bestärkt haben ihn die Duelle, die er sich kurz vor der Wahl im Hörfunk und im Fernsehen mit Albig geliefert hat. Darin wirkte Günther spürbar gereift, faktensicher und erschien auf Augenhöhe mit Albig. Diese medialen Auftritte dürften auch seinen Bekanntheitsgrad gesteigert haben.

Noch vor einem halben Jahr war er die Nr. 2 der Nord-CDU. Dann löste er den glücklosen Bundestagsabgeordneten Ingbert Liebing an der Spitze ab. Als Fraktionschef, Landesvorsitzender und Spitzenkandidat hat Günther in der CDU die maximale Führungsmacht gebündelt. Gemessen wird er aber am Ziel, mit der CDU stärkste Kraft und Regierungschef zu werden. Zum letzten CDU-Ministerpräsidenten in Kiel, Peter Harry Carstensen (2005-2012) scheint der Mann mit der braven Brille immer noch aufzuschauen, nicht nur ob der Körpergröße des Nordfriesen.

Der CDU-Hoffnungsträger hat sich nach dem Politik-Studium schnell in die politische Praxis gestürzt. Von 2005 bis 2012 war er als CDU- Landesgeschäftsführer auch für Wahlkämpfe zuständig. Im Landtag ist Günther seit 2009, wo er zunächst als Hochschulpolitiker agierte. Der Katholik gilt als organisierter, strukturierter Arbeiter. Gleich nach Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Oktober 2014 nahm der ehrgeizige Mann forsch und offensiv die Rolle als Oppositionsführer an. Bei seinen Angriffen auf die Koalition aus SPD, Grünen und SSW hat er besonders anfangs nicht immer das richtige Maß gefunden, inzwischen versucht er es gelegentlich auch mit mehr Gelassenheit.

Mit Forderungen nach Schweinefleisch in Kantinen und Residenzpflicht für Minister erntete Günther Populismus-Vorwürfe. Im Wahlkampf wettert er gegen marode Straßen und die Windenergie-Ausbaupläne der Regierung. Punkten wird er wahrscheinlich auch mit seiner Forderung, das Abitur wieder auf neun Jahre Gymnasium zu verlängern.

Obwohl bald Mitte 40, hat sich der in Eckernförde lebende Günther etwas Jungenhaftes bewahrt. Der Vater einer kleinen Tochter joggt, liebt Spaziergänge am Meer und wandert mit seinem Vater in den Bergen. Mit Albig teilt er die Leidenschaft für Fußball und Handball.

Bildquelle:

  • Daniel Günther: dpa

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