Steinmeier für Reformen
Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) verwies darauf, dass neuerdings erstmals eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht mehr Mitglied in einer der beiden großen Kirchen sei. Viele Menschen träten aus der Kirche aus, weil sie der Meinung seien, dass sie ihren Glauben auch ohne sie leben könnten. An Bätzing gewandt, sagte Lammert: «Sie werden meinem Eindruck nicht völlig widersprechen wollen, dass neben denen, die seit langem keine Bindung zur Institution Kirche mehr hatten, jetzt zunehmend die gehen, die eine solche Bindung hatten.»
Vor diesem Hintergrund sprach sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Veränderungen aus. Er wolle jene «ermutigen, die sich für die Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland einsetzen», sagte er. «Ich darf Ihnen sagen, dass nicht nur ich, sondern viele Menschen mit Neugier, mit Erwartung auf die Arbeit des Synodalen Wegs schauen.»
Der Synodale Weg ist ein seit 2019 laufender Versuch sogenannter Reformkatholiken,die katholische Kirche in Deutschland zu entkernen und zu protestantisieren. Dabei geht es um vier Themenbereiche: die katholische Sexualmoral, den Umgang mit Macht, die Stellung der Frau und die priesterliche Pflicht zur Ehelosigkeit (Zölibat). Wenig Neues also.
Vorwurf der Spaltung
Bätzing sagte, dass es gegen die deutschen Reformversuche «massive Gegenbewegungen» in der Weltkirche gebe. «Ich bekomme all die schönen Briefe und beantworte sie auch freundlich, höflich, aber hoffentlich auch entschieden», sagte er. Zuletzt hatten konservative Bischöfe aus den USA und anderen Ländern in einem Offenen Brief gegen den Synodalen Weg protestiert.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, wies den Vorwurf zurück, dass die deutschen Katholiken auf eine Abspaltung zusteuerten. «Es ist relativ leicht, uns Spaltung vorzuwerfen und auf der anderen Seite nicht bereit zu sein, mit uns ins Gespräch zu gehen.» Der Vatikan akzeptiert als Gesprächspartner nur die Bischöfe und nicht die im ZdK vertretenen Laien.
Blickfang bei einem zentralen Open-Air-Gottesdienst am Himmelfahrtstag war in Stuttgart ein rekordverdächtig großer Martinsmantel aus Hunderten von Stoffstücken. Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag soll der Mantel – in Anlehnung an den Heiligen Martin als Diözesanpatron und das Leitwort des Katholikentags «leben teilen» – wieder geteilt und vergeben werden. Die 1100 unterschiedlichen Stoffstücke sind von Kindern und Jugendlichen gestaltet und eingesandt worden.
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- Deutscher Katholikentag in Stuttgart: dpa