von NINA GOLL
BERLIN – Blickt man mit der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, CDU, in die Zukunft, dann erblickt man eine Dystopie, einen Albtraum! Unter dem Link www.vorausschau.de kann man nachlesen, wie sich eine CDU-Ministerin das Jahr 2030 darstellt. Es ist der feuchte Traum eines jeden Diktators. Denn die Kontrolle über richtiges Verhalten muss gar nicht mehr politisch gesteuert und dann staatlich durchgesetzt werden. Mit sanftem Druck übernimmt die Gesellschaft bereitwillig selbst die Ausgrenzung Andersdenkender.
In dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegebenen Studie „Zukunft von Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land“ werden mehrere Varianten aufgezeigt, welche Zukunft für uns möglich ist. In sechs Szenarien stellt die Studie auf der Grundlage von Wertvorstellungen Themenbereiche wie das „Bonus-System“, „Tempounterschiede“ und eine „Rückkehr der Blöcke“ vor.
So heißt es im Themenkomplex „Bonus-System“:
„Zu Beginn noch hoch umstritten, stößt das Bonuspunktesystem in den 2030er-Jahren größtenteils auf Zustimmung. Es verankert neue Normen im Alltag, die vorher so nicht möglich waren. Auch die partizipative Erarbeitung der Spielregeln sorgt für eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Zustimmung zum Bonus-System wächst besonders im Hinblick auf die steigende Dynamik des Klimawandels: Eine Punktebewertung – zum Beispiel des ökologischen Fußabdrucks – hilft dabei, das Verursacherprinzip transparent zu machen. Auch für den Arbeitsmarkt, der anhaltend unter dem Fachkräftemangel leidet, ist das Bonus- System hilfreich. So werden Qualifizierungspotentiale erfasst und die räumliche Mobilität der Arbeitskräfte effizient organisiert.“
Und weiter heißt es:
„Durch die Anreize gewinnen leistungsbezogene Werte an Relevanz und auch soziale Tätigkeiten werden aufgewertet, indem sie langfristig zu Boni führen. Der eigene Punktestand wird damit zum Ausdruck der eigenen Leistung, des Erfolgs und des Lebensstandards.“
Zu den negativen Aspekten eines solchen Punktesystems macht man sich ebenfalls Gedanken: „Niedrige Punktestände aufzuholen, ist schwierig. Das Punktesystem wird dennoch nur von wenigen infrage gestellt, die sich in ihrer Position nicht repräsentiert sehen.“
Das könnte zum Beispiel für die unbelehrbaren Besitzer von Verbrenner–Autos bedeuten, dass sie auf der Klima-Liste einen deutlichen Punkte-Abzug bekommen und damit in dem Jahr keine Flugreise mehr antreten dürfen. Mangelndes Engagement in der Senioren-Betreuung könnte auf der Sozialliste Abzug geben und damit den Umzug in eine schönere Wohngegend verhindern. Sie haben in einem Monat schon viermal Fleisch gegessen? Dann gibt es leider eine Restaurantsperre. Rauchen oder der Genuß von Alkohol zieht Nachteile in der Gesundheitsliste nach sich, so dass eine Behandlung schon mal verschoben werden muss. Selbst schuld! Und wer populistische Parteien wählt, kann leider nicht in eine Führungs-Position aufsteigen.
Und wer das nicht glauben mag, der schaue, wie bereitwillig in den vergangenen Monaten Nachbarn spielende Kinder oder „illegale“ Familientreffen bei der Polizei gemeldet haben. Wie Menschen in Blockwart-Mentalität das korrekte Tragen von Masken anmahnen und wie bereitwillig wir überall mit der neuen Luca-App einchecken.
Und wer es noch anschaulicher möchte, der schaue nach China. Oder alternativ die Episode „Nosedive“ der englischen Netflix-Serie „Black Mirror“ aus dem Jahr 2016.
Die Corona–Pandemie hat unsere Gesellschaft darauf vorbereitet, soziale und gesellschaftliche Experimente klaglos hinzunehmen, mögen die Maßnahmen auch noch so widersprechend oder sinnlos sein. Die Zukunft von Frau Bundesministerin Karliczek kann nur dann Realität werden, wenn wir sie gewähren lassen, mit dieser Politik fortzufahren. Für „Wehret den Anfängen“ ist es wohl schon zu spät.
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- Masse: dpa