Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vielleicht kennen Sie die wunderbare Serie „Kir Royal“, in der Franz-Xavier Kroetz den durchtriebenen, aber nicht uncharmanten Klatschreporter Baby Schimmerlos spielt. Die Serie handelt von den „Aufs- und Ab“ der Münchner Schickeria, aber auch, zumindest in einer Episode, von den finanziellen Abhängigkeiten, die sich zwischen Anzeigenkunden und Medium entwickeln können. Außerdem prägte Schimmerlos den Satz, der in dieser merkwürdigen Zeit auf jede Woche passt: „Irgendwas’ is’ immer.“
Der aufmerksame Leser ahnt bereits woraus ich hinaus will. Als am 10. Juni ein anonymer Twitternutzer die VW Tochter Audi aufmerksam machte, dass der Konzern auf achgut.com Werbung schaltet und nicht nur das. Der journalistische Blog erdreisteet sich, Prof. Stefan Homburg als Gastautor schreiben zu lassen, der „Verschwörungstheorien“ verbreitete.
Boykottieren Sie den Volkswagen!
Ein offizieller Audi-Twitter Account bedankte sich artig. 13 Tage später, nach einem wenig erbaulichen Briefwechsel mit dem Konzern, beendete die Firma, die die Anzeigen schaltet – ihr Name ist Taboola – die Zusammenarbeit. Ein Premiumkunde hätte sich über die politische Ausrichtung von Achgut beschwert. Das Gespräch von TheGermanZ Chefredakteur Klaus Kelle mit Dirk Maxeiner von AchGut lesen Sie hier: Link.
Ist das die Welt, in der wir leben möchten? In der eine einzige Firma die Existenz eines journalistischen Mediums bedroht? Ein Konzern, das laut eigener Aussage mit „Exklusiv- und Inklusivlisten“ arbeitet, was an ganz dunkle deutsche Zeiten erinnert. Ein Unternehmen, das in der NS- Zwangsarbeitergeschichte eine mehr unrühmliche Rolle spielte. Ein Mutterkonzern, Volkswagen, das von Hitler gefördert wurde und ab 1942 vor allem Rüstungsgüter für den Krieg produzierte. Dieses Unternehmen spricht in einem Briefwechsel mit Herausgeber Henryk M. Broder, dessen Vorfahren tatsächlich „exkludiert“ wurden, um es höflich ausdrücken, von entsprechenden Listen?
Ich bin ja kein Autofahrer, aber hätte ich einen VW, ich würde ihn gepflegt gegen eine Wand fahren. Gut, bei meinem Geschick würde ich mich beim Sprung aus dem Auto am Gurt verheddern und ich würde diese Zeilen vom Nordklinikum aus schreiben. Aber im Ernst: Überlegen Sie beim nächsten Autokauf genau, welche Marke sie wählen. Ein Konzern, der sixxh in Deutschland als moralischer Hohepriester aufspielt und Medien in „inklusiv und exklusiv“ einteilt, während sich das Unternehmen ganz dem diktatorischen China unterwirft, wäre für mich keine Alternative.
Herr Dahmen übt sich im Bleigießen
Für einen echten Knaller sorgte eine Aussage von Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen: „Die Abwesenheit von Evidenz zur Wirksamkeit ist keine Evidenz für die Abwesenheit von Wirksamkeit.“. Er ging damit auf das teilweise vernichtende Urteil des Berichts des Sachverständigenrates zu den Corona-Maßnahmen ein. Die Datenlage sei so schlecht, dass der Rat sich eine abschließende Bewertung vieler Maßnahmen gar nicht zutraut. „Während in anderen Ländern Möglichkeiten zur Einschätzung der Wirkung von nicht-pharmazeutischen Maßnahmen genutzt wurden, ist eine koordinierte Begleitforschung während der Corona-Pandemie in Deutschland weitgehend unterblieben“, heißt es in dem Papier.
Es gebe kein Konzept, um „auf Grundlage besserer Daten und darauf aufbauender Analysen die anstehenden Entscheidungen in der Pandemie zu fällen“. Berlin habe keine der bereits geplanten oder laufenden Studien „zur Lösung der brennendsten Bekämpfungsfragen auf nationaler Ebene angestrengt“. Es gebe keine gemeinsam koordinierten Forschungsinitiativen, und das Angebot der Gesetzlichen Krankenkassen, „ihre enormen Datenbestände“ zur Verfügung zu stellen, habe niemand angenommen.
Für Herrn Dahmen ist das kein Problem. Der Bericht habe für ihn nur begrenzt Aussagekraft. Auf was bezieht sich denn der Grünen-Politiker dann? Bleigießen? Kaffesatzlesen, Astrologie, das soll ja gerade bei älteren Damen beliebt sein? Herr Dahmen ist wie Lauterbach, Wieler, Drosden und wie diese ganzen Clowns heißen, reif für den Rücktritt. #TeamWissenschaft ist man offenbar nur so lange, wie es in die Agenda passt.
Lasst die Bäder offen
Eine Meldung, die etwas unterging, war diese: „Rettungschwimmer fehlen, Bäder geschlossen, Kinder lernen nicht schwimmen“, mahnt die Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Ich erinnere mich an einen Artikel des Chefredakteurs von TheEuropean, Stefan Groß-Lobcovicz, der meinte, dass im Jahr 2021 mehr Kleinkinder ertranken, als an Corona gestorben zu sein. Schwimmbäder waren ab Ende März 2020 mit am längsten geschlossen. Kindern war es somit nicht möglich, das Schwimmen zu erleben. Das sind Kollateralschäden einer Pandemiebekämpfung, die Deutschland jedwede evidente Rechtfertigung schuldig blieb. Neben den Schulen müssen auch die Bäder offen bleiben
Und damit wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag. Bleiben Sie heiter und getrost!
Ihr Julian Marius Plutz
Bildquelle:
- Volkswagen: dpa