Jeder Dritte in Graz wählt die Kommunisten: Was ist da im Trinkwasser?

Elke Kahr ließ es offen, ob sie die erste KPÖ-Bürgermeisterin in einer österreichischen Landeshauptstadt wird. Foto: Erwin Scheriau/APA/dpa

GRAZ – Bei der Gemeinderatswahl in Graz im Südosten Österreichs ist überraschend die kommunistische KPÖ als Sieger hervorgegangen. Die KPÖ nahm nach dem vorläufigen Endergebnis der konservativen ÖVP – mit großem Vorsprung – den ersten Platz ab.

ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl zog die Konsequenz und beendete seine 18-jährige Amtszeit kurz bevor das endgültige Wahlergebnis vorlag. Demnach verlor die ÖVP 12,13 Prozentpunkte auf 25,66 Prozent, während die KPÖ auf 29,11 Prozent (plus 8,77 Punkte) zulegte.

KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr ließ es zunächst offen, ob sie die erste Bürgermeisterin ihrer Partei in einer österreichischen Landeshauptstadt wird. Sie werde nun Gespräche über mögliche Koalitionen führen, sagte sie. Eine Koalition mit der ÖVP schloss sie aber bereits aus.

Die Kommunisten in Graz sind vor allem wegen ihres serviceorientierten Zugangs zur Politik beliebt. Die Partei betreibt zum Beispiel eine Mieter-Hotline, die Menschen bei Problemen mit Wohnungseigentümern berät.

Impfskeptiker-Partei in Oberösterreich

Eine weitere Überraschung gab es bei den Landtagswahlen in Oberösterreich: Die Corona-Impfskeptiker der Liste Menschen-Freiheit-Grundrechte (MFG) schafften es bei ihrem ersten Antreten problemlos in den Landtag. Nach der Hochrechnung des ORF nach Auszählung eines Großteils der Stimmen kommen sie auf 6,2 Prozent. Die Partei wurde im Februar in Wien gegründet und brachte mehrere Verfassungsbeschwerden gegen die Corona-Maßnahmen ein.

Die konservative ÖVP von Landeschef Thomas Stelzer verteidigte nach der Hochrechnung ihren ersten Platz. Mit 37,6 Prozent bleibt sie in etwa bei ihrem Ergebnis von 2015. Die rechtspopulistische FPÖ und derzeitiger Koalitionspartner der ÖVP muss dagegen schwere Einbußen hinnehmen. Vor sechs Jahren votierten noch 30,36 Prozent für die Blauen, am Sonntag waren es nur 19,8 Prozent – ein Minus von über zehn Prozent.

Die ÖVP kann damit in Linz entweder weiter mit der FPÖ, mit der SPÖ oder vielleicht mit den Grünen koalieren. Österreichs Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz zeigte sich über das Ergebnis zufrieden und gratulierte Landeschef Stelzer zum «großartigen Wahlergebnis».

Bildquelle:

  • Elke Kahr: dpa

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