von GUNTHER MATEJKA
München – Andreas Gabalier (32) gelang mit einer modernen Auslegung der Volksmusik nicht nur die Schaffung des neuen Genres «Volksrock’n’Roll». Der Sänger und Musiker löste mit seiner Musik auch einen gewaltigen Wirbel im deutschsprachigen Raum aus.
Acht Jahre nach seinem Erstlingswerk «Da komm‘ ich her» zählt der Mann aus Kärnten zu den zugkräftigsten Stars Europas. Auch sein zweites Konzert im Münchner Olympiastadion am Samstag war schon Monate zuvor ausverkauft. Wenn Fans bei traurigen Liedern weinen, dann leidet er mit, erzählt Gabalier im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Machen Sie Auftritte vor so großer Kulisse wie in dem ausverkauften Münchner Olympiastadion sehr nervös?
Nervosität ist das nicht unbedingt, und Lampenfieber auf keinen Fall. Es ist mehr Vorfreude. Aber natürlich bringe ich bei solchen Auftritten die nötige Portion Ehrfurcht und Respekt mit. Auch weil ich weiß, dass das – vor 70 000 Zuschauern zu spielen – nicht selbstverständlich ist. Das weiß ich zu schätzen und genieße das.
Sie haben einen Hype erschaffen. Doch Hypes kommen und gehen. Haben Sie keine Angst, dass alles schlagartig vorbei sein könnte?
Nein, gar nicht. Ich bin ein Mensch, der mit beiden Beinen in der Gegenwart steht. Eher denke ich an die Vergangenheit, an die guten, alten Zeiten, an meine Kindheits- und Jugend-Erlebnisse. Da trauere ich so manchem nach. Beispielsweise dass mein Vater und meine Schwester nicht mehr leben.
Beide haben Suizid begangen. In ihrem Lied «Amoi seg‘ ma uns wieder» thematisieren Sie das. Wie schaffen Sie es, dieses Lied live zu singen, ohne dabei von den Emotionen überwältigt zu werden?
Es kommt schon vor, dass ich da Tränen in die Augen bekomme. Vor allem, wenn ich ins Publikum blicke und tränenüberströmte Menschen sehe, die schluchzen und gestützt werden müssen, weil sie vermutlich selbst einen lieben Menschen verloren haben. Wenn ich das sehe, dann packt es mich. Ich bin ein sehr emotionaler Typ und leide oft mit mir fremden Menschen mit. Das Lied ist für mich mittlerweile ein absolut hoffnungsvoller Song und ich spiele ihn sehr gerne.
Selbst in Hamburg und Berlin spielen Sie in ausverkauften Arenen. Was, denken Sie, ist der Grund für diese Begeisterung?
Ich biete den Menschen mehr als nur Musik: Es ist ein riesiges Lebensgefühl, das ich vermittle. Und ich glaube, dass die Menschen erkennen, dass ich grundehrlich bin, dass ich Geschichten aus meinem Leben erzähle. Geschichten von einem Bauernbub.
Mit dem Bauernbub kokettieren Sie aber. Ihre Eltern waren keine Bauern und Sie selbst hatten ein Jura-Studium begonnen.
Zur Hälfte bin ich schon ein Bauernbub. Meine Eltern waren in der gesamten großen Verwandtschaft die einzigen, die vom Land in die Stadt gezogen sind. Mein Vater war ja Architekt, meine Mutter Lehrerin. Aber meine Großeltern und alle meine Cousins sind Bauern, und wir – meine Eltern, meine drei Geschwister und ich – waren jedes Wochenende und jede Ferien bei ihnen auf den Höfen.
Sie haben mittlerweile die Schattenseiten der Popularität kennen gelernt. Ihre Worte werden auf die Goldwaage gelegt und manche Kritiker rücken Sie in die rechte Ecke.
Stimmt, weil für manche das Wort «Tradition» mittlerweile eine seltsame Bedeutung hat. Aber ich verbinde Tradition mit positiven und schönen Erfahrungen – und so geht es anscheinend auch einer riesigen Menge an Menschen. Meistens rege ich mich über diese Kritik nicht auf. Aber wenn es zu weit geht, dann übergebe ich das meinem Anwalt, dann muss jemand mal in seine Schranken verwiesen werden. Man muss nicht mögen, was ich mache, aber man muss mich auch nicht so anschwärzen.
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- Andreas_Gabelier: dpa