NEU DELHI/PEKING – Indien wird China demnächst als bevölkerungsreichstes Land der Welt ablösen. Nach Schätzungen des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA werden Mitte des Jahres in Indien knapp drei Millionen mehr Menschen leben als in China, wie aus Daten des aktuellen Weltbevölkerungsberichts der Organisation hervorgeht. Demnach hat Indien dann 1,4286 Milliarden Einwohner und China 1,4257 Milliarden. Die gesamte Weltbevölkerung beläuft sich demnach dann auf 8,045 Milliarden Menschen.
Von der UN hieß es, dass die Bestimmung des genauen Datums, wann Indien China überholt, angesichts der Datenlage nicht möglich sei. In Indien beispielsweise fand die jüngste Volkszählung im Jahr 2011 statt. Eigentlich sollte im Jahr 2021 eine neue Zählung folgen, die aber verschoben wurde.
China: Qualität der Bevölkerung wichtig
Indessen hob China die Bedeutung von Ausbildung der Bevölkerung gegenüber der Menge an Menschen hervor. Außenamtssprecher Wang Wenbin sagte auf Journalistenfragen in Peking: «Die Bevölkerungsdividende hängt nicht nur von der Quantität, sondern auch von der Qualität ab.» Wie die Bevölkerungszahl sei auch wichtig, wie talentiert die Menschen seien.
Es gebe 900 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter, die im Schnitt 10,5 Jahre Ausbildung hätten. Neue Arbeitskräfte hätten sogar 14 Jahre, hob der Sprecher hervor. Als Antwort auf die Überalterung der chinesischen Gesellschaft habe China «aktive Maßnahmen» ergriffen, sagte Wang Wenbin. «Unsere Bevölkerungsdividende ist nicht verschwunden. Unsere Talentdividende bildet sich und gibt der Entwicklung starken Anschwung.»
Erstmals seit mehr als sechs Jahrzehnten war Chinas Bevölkerung im vergangenen Jahr geschrumpft. Die Volksrepublik hatte laut Statistikamt Ende 2022 nur noch 1,411 Milliarden Einwohner und damit rund 850.000 weniger als ein Jahr zuvor. Gründe sind die von 1979 bis 2016 verfolgte irregeleitete «Ein-Kind-Politik» sowie die hohen Kosten für Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung. Auch schwindet die Bereitschaft zur Ehe. Indiens Bevölkerung dürfte dagegen vorerst weiterwachsen.
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- Menschenmenge in Ayodhya: dpa