München – Auf die CSU wartet nach dem Ende der Osterferien ein Paukenschlag: Parteichef Horst Seehofer will an diesem Montag verkünden, ob seine politische Karriere auch über 2018 hinaus weiter gehen soll.
Um zehn Uhr will er den Parteivorstand in der CSU-Zentrale in München über seine Entscheidung informieren, bereits eine Stunde vorher steht eine Gesprächsrunde mit der engsten CSU-Spitze – darunter alle stellvertretenden Parteivorsitzenden und die mächtigen Bezirksvorsitzenden – an.
Nicht nur die CSU-Mitglieder fiebern dem von Seehofer selbst gewählten Termin seit Monaten mit großer Spannung entgegen. Vor Wochen hatte der 67-Jährige immer noch den 6. Mai – den Tag der Listenaufstellung für die Bundestagswahl im Herbst – als Moment der Wahrheit auserkoren. Doch die Vorgespräche mit den Parteivorderen und anderen Parteigrößen in Berlin und München kamen laut Seehofer schneller voran. Viele in der Partei werten den vorgezogenen Zeitpunkt als klares Indiz dafür, dass Seehofer weitermachen wird. Damit muss er seine eigene Ankündigung von 2012 für das Ende der politischen Laufbahn aber einkassieren.
Dies dürfte aber für den «Parteisoldaten», wie Seehofer sich selbst gerne nennt, das kleinste Problem sein. Die Vielzahl von prominenten Parteivertretern, die in den vergangenen Wochen eine Fortsetzung der Seehofer-Ära forderten, haben ihm ein gutes Fundament bereitet, sowohl mit Blick auf die eigenen Machtambitionen als auch die argumentative Begründung. Wer will nicht von allen Seiten als unersetzlich und unverzichtbar benannt werden, dies dürfte auch den erfahrenen Politik-Profi Seehofer insgeheim gefreut haben.
Zweifel an einer weiteren Amtszeit Seehofers sind schon lange weder in München noch in Berlin zu hören. Einzig Seehofer selbst äußerte sich immer wieder unentschlossen, da die Gespräche mit der Familie und der Medizincheck noch offen waren. Zuletzt wirkte der Mann, der seit 2008 an der Spitze der CSU steht und genauso lange bayerischer Ministerpräsident ist, körperlich sehr fit und sehr durchsetzungsstark. So wies er etwa bei der Neugestaltung des Abiturs in Bayern auch die größten Kritiker in der mächtigen CSU-Landtagsfraktion – der selbsternannten Herzkammer der Partei – in ihre Schranken. Und nicht nur das, mit der Faust in der Tasche stimmten diese am Ende sogar für den Kurs Seehofers.
Sollte Seehofer weitermachen, könnte er auch selbst Spitzenkandidat der CSU für die Bundestagswahl am 24. September werden – obgleich der eigentlich damit verbundene Gang nach Berlin für ihn kein Thema ist: «Ich habe in der Vergangenheit oft genug bewiesen, dass ich auch von München aus meine Durchsetzungskraft entfalten kann.» Alternativ werden Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt die größten Chancen zugemessen.
Hinter dem großen Rückhalt in der CSU steckt aber nicht nur die Stärke Seehofers. Viele Unterstützer sehen derzeit einfach keine personelle Alternative, mit der die CSU 2018 bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit trotz AfD verteidigen und mit der sie im Herbst bei der Bundestagswahl ihren Einfluss in Berlin sichern könnte. Es heißt, dass Seehofer über den derzeit nicht möglichen geordneten Übergang der Macht auf einen Wunschkandidaten nicht glücklich ist.
Ungeachtet dessen sieht Seehofer selbst dem Vernehmen nach sein bisheriges Wirken als fehlerfrei an. Keine einzige Entscheidung der CSU in seiner Amtszeit habe sich nachteilig für den Freistaat ausgewirkt, nichts habe zurückgenommen werden müssen, heißt es aus der Parteispitze. Einen Fehler kreidet er sich aber dennoch dieser Tage an: Mit dem 2012 genannten Datum für sein Karriereende habe er den «organischen Übergang», wie er es nennt, unnötig erschwert, habe Unruhe in die Partei gebracht. Das könnte Seehofer nun korrigieren.
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- Seehofer: dpa