Hoffentlich ist dieser Wahlkampf bald vorbei – mir reicht’s!

Liebe Leserinnen und Leser,

die drei sogenannten Kanzlerkandidaten Scholz, Baerbock und Laschet haben sich im Staatsfernsehen einen durchaus angemessenen aber letztlich erkenntnisarmen Schlagabtausch geliefert, wenn man das überhaupt so nennen will. Die Forschungsgruppe Wahlen ermittelte, dass ihre 753 Befragten mehrheitlich (32%) Olaf Scholz als Gewinner sahen, Frau Baerbock mit 26 Prozent auf Platz 2 und Armin Laschet mit 20 Prozent auf Platz 3.

Die Debatte – Spiegelfechten fürs Publikum. Baerbock und Laschet versuchten Scholz am Zeug zu flicken wegen der Durchsuchung in seinem Ministerium kürzlich. Alle sind aber grundsätzlich gesprächsfähig und -bereit zur Regierungsbildung – außer mit der AfD natürlich, bei der ein Teil nicht begreift, dass nur sie selbst das ändern kann.

Wenn es überhaupt eine bemerkenswerte Aussage in der ganzen Debatte gab, dann die von Frau Baerbock, dass man auf gar keinen Fall Die Linke und die AfD gleichsetzen dürfe. Da stimme ich ihr zu, denn die AfD hat keine Diktatur aufgebaut und betrieben, kein Spitzelsystem perfektioniert, sie hat nicht Menschen in den Rücken schießen lassen, die einfach nur ihr Land, den deutschen Teilstaat, verlassen wollten. Bei der Deutschen Einheit sind Fehler gemacht worden, keine Frage, aber der größte Fehler ist, dass man nicht Anfang 1990 die SED – wie die Linke damals noch hieß – konsequent verboten und ihre Konten und Liegenschaften eingezogen hat für den Wiederaufbau Ost.

Dass diese SED-Schranzen teilweise bis heute ihr Unwesen treiben im vereinten Deutschland, in Verwaltungen und Parlamenten sitzen oder den Unternehmerdarsteller mimen mit Geld, das die Genossen damals in Milliardenhöhe beiseite geschafft haben, das ist ein echter Wermutstropfen für die Geschichtsbücher. Und dass eine Obergrüne die Mauermörderpartei für koalitionsfähiger hält als die AfD, bei denen man auch heute noch Horden früherer CDU-Mitglieder finden kann, die jetzt auf einmal alle Nazis sein sollen, das ist naiv und Volksverdummung.

Apropos AfD. Ich bin kein Demoskop, aber ich habe den Eindruck, dass die Partei trotz ihrer schrägen „Kameraden“ am rechten Rand ein gutes Ergebnis am 26. September einfahren wird. Da ist zum einen ein unterirdisch schlechter Armin Laschet, dessen CDU vollkommen unfähig ist, noch konservative Wähler zu binden. Ein Herr Laschet, der die Öffnung der deutschen Grenzen in 2015 für einen ungeregelten Massenzuzug aus islamischen Steinzeitgesellschaften auch heute noch nicht für einen Fehler hält. Soll er denken, was er will, ich halte das für den schlimmsten Fehler, den Merkel und die ihren überhaupt gemacht haben.

Dann macht die AfD einen guten Wahlkampf, ein guter Slogan, exzellente Wahlplakate, klar, kurz, für jeden verständlich. Joana Cotar vorgestern in irgendeinem TV-Interview – ich meine, es war bei Phoenix – ganz ruhig, aber in der Sache klar zum Thema Flüchtlinge. Sie sagte das, was eigentlich die Kandidaten der CDU sagen müssten, aber es nicht tun.

Am Abend war ich eingeladen zu einer Geburtstagsfeier, ein Dutzend Leute, Familie und Freunde, und irgendwann begann jemand mit den persönlichen wahl-o-mat-Ergebnissen. Eine bunte Mischung, nur eine in der Runde hatte auf Platz 5 die Grünen als Ergebnis. Ansonsten bürgerlich, CDU, FDP und bei fast allen unter den Top 3 die AfD.

Ganz unterschiedliche Menschen, manche selbst überrascht, wie denn da bei ihnen plötzlich diese böse, böse Partei mit dem A auftauchen konnte. Meine Antwort: Die AfD hat zumindest im Westen der Republik ihre Hausaufgaben gemacht und spricht die Themen an, die die Bürger so lange im politischen Diskurs vermisst haben. Ob alle in unserer Runde nun AfD wählen, weiß ich natürlich nicht. Wahrscheinlich die wenigsten, aber mir fällt auf, dass man inzwischen bei solchen Runden im Freundes- oder Familienkreis unbefangen darüber spricht, für was die denn stehen. Und natürlich – ich schwöre 1000 Eide, ich war es nicht – sagte irgendwann eine aus der Runde, es gefalle ihr, was die AfD für Positionen vertritt, aber so lange die Rechtsradikalen und dieser Höcke in der Partei geduldet würden, käme eine Stimmabgabe für die AfD nicht in Frage.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.