Heute vor 80 Jahren: Im Atlantik sterben 2.106 deutsche Seeleute beim Untergang der „Bismarck“

Das sinkende Schlachtschiff "Bismarck".

von DIETRICH KANTEL

„Die Bismarck hat gegen eine riesige Übermacht einen äußerst tapferen Kampf geführt, würdig der vergangenen Tage der Deutschen Marine und ist mit wehender Flagge untergegangen“. Mit diesen Worten endet der Schlußbericht des britischen Befehlshabers Admiral Tovey über die Jagd auf das deutsche Schlachtschiff Bismarck, das am 27. Mai 1941 in den Fluten des Atlantik versank. Ein britischer Flottenverband aus 40 Schiffen hatten Jagd auf das damals kampfstärkste Kriegsschiff der Welt gemacht. 2.106 Besatzungsmitglieder der Bismarck fanden dabei heute vor 80 Jahren den Tod, nur 115 Männer überlebten.

Versenkung der Hood

Begonnen hatte das Seekriegsdrama bereits am 24. Mai 1941: Im Rahmen des deutschen Unternehmens „Rheinübung“ zur Unterbindung britischen Nachschubs war der Verband der Bismarck in der Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island auf die Hood gestoßen, den Stolz der britischen Kriegsmarine. Bis zum Stapellauf der Bismarck im Februar 1939 galt das britische Schiff als das größte und modernste Kampfschiff der Welt. Die Hood sichtete die Bismarck frühmorgens um 5:52 Uhr und eröffnete sogleich das Feuer. In einem nicht einmal zehnminütigen Feuergefecht mit nur fünf Geschützsalven traf die Bismarck die Hood bereits um 6:01 Uhr mehrfach so schwer, dass das ganze Schiff kurz darauf explodierte und, gänzlich in Stücke gerissen, im Meer versank. 1.415 Mann Besatzung starben dabei, nur drei Matrosen überlebten.

In einem Nachhutgefecht mit britischen Begleitkreuzern erhielt jedoch auch die Bismarck drei Treffer. Dabei wurde ein Treibstofftank zerstört, 1.000 Tonnen Brennstoff liefen aus und anderes Öl wurde durch Seewasser verunreinigt. Außerdem wurde ein Kessel- und ein Generatorenraum geflutet. In Folge konnte die Bismarck ihre Höchstgeschwindigkeit nicht mehr erreichen. Unter dem Kommando von Admiral Lütjens wurden umfängliche Absetzungs- und Ausweichmanöver gefahren mit dem Ziel, eine Reparaturwerft möglichst im deutsch kontrollierten französischen Hafen von Saint-Nazaire zu erreichen.

Churchill: Hauptsache Sie versenken die Bismarck

Nun begann die Jagd auf die Bismarck. Die britische Admiralität zog alle in realistisch kurzer Zeit erreichbaren Kampfschiffe zusammen. Binnen zweier Tage wuchs so unter dem Befehl von Admiral Tovey ein Jagdverband von 40 Kriegsschiffen auf: 3 Schlachtschiffe, 3 Schlachtkreuzer, 2 Flugzeugträger, 4 Schwere Kreuzer, 7 Leichte Kreuzer und 21 Zerstörer. Der Befehl des britischen Premiers Winston Churchill lautete: „Es ist mir egal, wie Sie es anstellen; Sie müssen die Bismarck versenken.“

Zwischenzeitlich hatten die Briten das deutsche Schiff nach dessen Finten und Ausweichmanövern aus dem Blick verloren. Mittels Luftaufklärung von den Flugzeugträgern und über Radar- und Funkaufklärung konnte die Ortung am 27. Mai wieder hergestellt werden. Der gesamte Verlauf der Verfolgungsschlacht ist spannend, soll hier aber nicht en détail ausgebreitet werden. Das würde den Aufmerksamkeitshorizont des militärischen Laien wohl überstrapazieren. Am Ende verlief es so:

Vier britische Verfolger stellten die in der Manövrierfähigkeit eingeschränkte Bismarck etwa 1.000 Kilometer vor der bretonischen Küste und eröffneten am Morgen des 27. Mai das Feuer. In einem rund 90-minütigen Gefecht erging auf die „Bismarck“ aus einer Kampfentfernung von rund 2,5 Kilometern die bemerkenswerte Menge von 2.876 Artilleriegeschossen im Kaliber zwischen 13 – 40 cm nieder; und 23 Torpedos wurden abgefeuert, von denen aber wohl nur zwei trafen. Und dies auch nicht „final“, sondern nur oberhalb der Wasserlinie, da das Schiff „krängte“ und dadurch Schlagseite hatte. Aber das deutsche Schiff war kampfunfähig geschossen. Aus dem Kreis der Überlebenden der Besatzung wurde später berichtet, dass vom Kapitän Lindemann und dem oberkommandierenden Admiral Lütjens die Evakuierung des Schiffes und die Selbstversenkung durch Öffnung der Bodenventile angeordnet war. Mit den 2106 gefallenen Besatzungsmitglieder gingen auch Kapitän Lindemann und Admiral Lütjens in den Tod.

Die Briten reklamieren für sich den Untergang der Bismarck als Erfolg ihrer riesigen Jagdflotte und durch die gelandeten Treffer.

Untergang durch Selbstversenkung

1989 wurde die Bismarck vom US-Tiefseeforscher Robert Ballard in 4.800 Meter Tiefe entdeckt. Im Jahr 2002 ergab die Analyse der Bilder, die der Regisseur James Cameron für den Dokumentarfilm „Expedition Bismarck“ mit Tiefseetauchbooten gemacht hatte, dass die Bismarck sich am Ende doch selbst versenkte: Es konnten am weitgehend kompletten Bootskörper keine Treffer unterhalb der Wasserlinie ausgemacht werden.

Das Schiffswrack ist heute im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Die genaue Position wird geheim gehalten, um das Seekriegsgrab vor Grabräubern zu schützen.

Bildquelle:

  • Schlachtschiff_Bismarck: theGermanZ

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