Heute heiraten zwei, die sich lieben – ein Mann und eine Frau – ganz normal

Liebe Leserinnen und Leser,

der Junge ist aus dem Haus. Also, eigentlich schon lange. Und eigentlich ist er seit einigen Monaten bereits standesamtlich verheiratet. Und doch ist heute der große Tag für ihn, meinen ältesten Sohn, für seine liebenswerte und quirlige Frau und…ja für uns alle, seine Mutter, seine Geschwister, all die alten Freunde und natürlich die neue Familie. Und ich. Denn heute wird vor dem Altar geheiratet, heute ist die Party, heute werden Konfetti gestreut und Brautsträuße durch die Luft geworfen, die dreistöckige Hochzeitstorte angeschnitten und es wird geschlemmt und gezecht. Jetzt sind er und sie „richtig verheiratet“, mit Gottes Segen. Und es wird jede Menge Tränen der Freude und des Glücks geben.

Die eigenen Kinder, die eigene Familie, das ist natürlich immer etwas ganz Besonderes. Aber ich lächle auch jedesmal, wenn ich an einer Straße stehe und da kommen plötzlich ein paar Autos laut hupend und mit Blumengebinde vorbei. Manchmal winke ich dann auch und freue mich mit, weil sich wieder welche trauen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Machen wir uns nichts vor, die Statistik ist erbarmungslos – rund die Hälfte der Getrauten werden irgendwann nach Jahren getrennte Wege gehen. So ein Leben kann ganz schön lang sein. Ich bewundere immer die Generation unserer Eltern, die gar nicht darüber diskutieren mussten. Verliebt, regelmäßiges Einkommen? Klare Sache: Wir heiraten jetzt. Nach dem ersten Jahr das erste Kind, das zweite bald darauf. Es war alles so viel einfacher früher als heute, wo wir erst zur Beratungsstelle gehen müssen um zu erfahren, wenn so ein CiS-Mann mit einer Transfrau verheiratet wird, ob es noch möglich wäre, dass irgendetwas Non-Binäres mit einzieht, und ob alle drei dann Mutter sein können, wenn das Kind von einer jungen Frau in Burkina Faso gegen Dollars ausgetragen wird. Ausgetragen? Sagt man das überhaupt so?

Früher heiratete man einfach. Ein Mann und eine Frau. Punkt. Und das war gut und…normal. Darf man normal noch sagen?

Glauben Sie es oder nicht, mir ist egal, wie Menschen zusammen leben und sich lieben. Es geht mich nichts an, es geht den Staat nichts an, und es geht im Grunde auch die Kirche nichts an. Die Kirche unterbreitet ein Angebot, das verliebte Menschen annehmen können oder auch nicht. Aber es ist kein Zwang. Wollen Sie als Single leben, in einer homosexuellen Beziehung, drei Frauen, ein Mann – hey, Eure Sache!

Aber das, was für mich Ehe ist, das ist die auf lebenslange Dauer angelegte Gemeinschaft eines Mannes und einer Frau, die offen dafür sind, Kinder zu zeugen und großzuziehen. Klingt schon wieder völlig rechts oder? Für mich nicht, für mich ist das normal.

Ich freue mich total für die Beiden, ich wünsche Ihnen alles Glück der Welt, freue mich, ihre Familie besser kennenzulernen. Eltern und Kinder beider Sippen sind inzwischen alle per Du. Morgen früh gibt es einen Ablaufplan wie bei einem Musical. Wer besorgt die Blumensträuße, wer hängt die Girlanden auf, wer sorgt dafür, dass der Sekt nach dem Gottesdienst kalt ist und genügend Gläser da sind? Nicht einfach so eine Hochzeit, besonders die Mütter und Kinder sind dabei am Start, während die Väter wohlwollend auf das entstehende Werk schauen, schon mal was trinken und erzählen, wie es früher bei ihnen/uns gewesen ist. Auch das wieder Sexismus, aber hey – wen kümmert es, was das linksgrüne Juste Milieu von uns Bürgerlichen erwartet? Wir alle machen unser Ding. Ganz normal, so wie Generationen vor uns ganz selbstverständlich gemacht haben.

Mit stolzgeschwellter Brust,

Ihr Klaus Kelle, Schwiegerpapa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.