Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Ist Ihnen heute Morgen eingefallen, dass am Abend das Finale des Eurovision Song Contests (ESC) in Malmö stattfinden wird? Oder wissen Sie gar nicht, was das ist?
Als „Grand Prix Eurovision de la Chanson européenne“ hat er einst begonnen, ein Musikwettbewerb für Komponisten, Texter und natürlich Sänger/Musiker, wenn man das, was uns an woken Schreihälsen und Nichtskönnern seit Jahren präsentiert wird, so bezeichnen möchte.
Veranstalter des ESC ist die Europäische Rundfunkunion
Seit 1956 gibt es den Wettbewerb schon. Und – die Älteren werden sich erinnern – das war früher ein nationales Ereignis in Deutschland, bei dem auch mal 200 Millionen Menschen in ganz Europa zuschauten.
Ich schaue den Kram gar nicht mehr, und ich musste heute Morgen erstmal googlen, wer unsere Farben vertritt nachher. Weil es mir sowas von egal ist, das können Sie sich gar nicht vorstellen.
Deutschlands Kandidat heißt übrigens Isaak, und er hat eine Frau und drei Kinder, was ihn schon mal sehr für mich einnimmt zwischen androgynen Wesen, Trans- und Intersexuellen, lesbischen Außerirdischen, Menschen, die während des Auftritts ihr Geschlecht wechseln, oder was heute so alles denkbar und möglich ist. Gegenüber dem Nachrichtensender NTV beschrieb der deutsche Repräsentant seine Vorbereitung auf den großen Schlagerwettbewerb so: „Gestern hatten wir zum Beispiel so einen Rooftop-Event für eine große Fan-Website in einem Einkaufszentrum mit Meet & Greet, Fotos mit Fans und einer Fragerunde auf der Bühne. Eine Bootstour haben wir gemacht, die war schön.“
Ja, dann kann ja nichts mehr schiefgehen
Ich muss gestehen, dass ich früher jedes Jahr mitfieberte vor dem Fernseher. 1956 noch nicht, da war ich noch gar nicht geboren. Die erste Siegerin hieß jedenfalls Lys Assia und vertrat die Schweiz.
Der erste Name einer Siegerin aus den Anfangsjahren, der mir in Erinnerung ist, was France Gall aus Luxemburg und dann natürlich im darauffolgenden Jahr Udo Jürgens für Österreich: „Merci Chérie“. Und 1974 natürlich Abba aus Schweden mit „Waterloo“. Ich war schockverliebt in Agnetha Fältskog, die blonde Sängerin. Als Abba fünf Jahre später durch Deutschland tourte, saßen mein Freund Rainer aus Unna und ich in der dritten Reihe vor der Bühne der großen Westfalenhalle in Dortmund und schmachteten das blonde Gift aus Schweden an. An die Musik konnten wir uns danach nicht mehr erinnern.
Nein, es waren wirklich tolle Shows damals. In der ewigen Liste der ESC-Sieger sind nur zwei Deutsche, Nicole und Lena. Die haben wirklich einfach nur gesungen und gewonnen, ohne nackte Haut, ohne Explosionen und Feuerwerk auf der Bühne.
Lena übrigens gecastet und geschaffen von Stefan Raab, der vom Musikgeschäft mehr versteht, als die ganze öffentlich-rechtliche Fernsehwelt zusammen. Mit dem Titel „Wadde Hadde Dudde Da“ trat er selbst fulminant an. Selten sowas Sinnbefreites gehört, aber lustig war es schon. So wie Guildo Horn auch, der uns lieb hatte.
Aus dem Gedächtnis könnte ich nicht einen einzigen Sieger und ein einziges Siegerlied seit 2015 hier benennen, ohne zu recherchieren. Weil es so belanglos und schlecht ist alles. Und 2014 habe ich mir nur gemerkt, weil das Sieger_*In Conchita Wurst hieß, und ich als Ostwestfale so auf Rostbratwürste stehe.
Also, gehen Sie heute Abend mit Freunden Pizza essen, schauen Sie eine Netflix Doku – sehr zu empfehlen gerade „Der Fall Asunta“, immer wieder gut auch „Verschwunden – Tatort Cecil Hotel“. Danach noch „Night Stalker“, und Sie können jahrelang nicht mehr schlafen!
Aber schenken Sie sich den ESC-Quatsch! Das Leben ist zu kurz, um Zeit mit diesem belanglosen Quatsch zu verschwenden.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle