von ULRIKE TREBESIUS
BERLIN – Die Taliban haben Kabul eingenommen. Für viele Menschen, ob sie Scholl-Latour gelesen haben oder nicht, kam das nicht überraschend. Jeder, der die rosarote Brille abnimmt, um die Welt zu betrachten, wie sie ist, hat diese Entwicklung kommen sehen. Viel mehr haben wir es hier mit einem Rendezvous der bundesdeutschen Traumwelt mit der Wirklichkeit zu tun, dass insbesondere unsere Politiker überrascht hat, die wie üblich in ihrem Wolkenkuckucksheim unterwegs waren.
Ob die Verteidungsministerin, die am Wochenende Flamkuchen backte, oder der bestgekleidete Außenminister, der eine persönlichen Verantwortung mit der Formulierung: “Wir haben alle die Lage falsch eingeschätzt“ von sich fernzuhalten versucht. Und damit deutlich machte, dass er im Traum nicht daran denkt, sich schützend vor seine Mitarbeiter zu stellen, die Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten. Verantwortung für Fehlentscheidungen übernimmt in diesem Lande schon lange niemand mehr.
Der Westen ist in Afghanistan gescheitert. An seiner Naivität, an seiner Leichtgläubigkeit, an seiner Dummheit, an seiner Ignoranz. Zum ersten Mal wird allerdings bei diesem Scheitern deutlich, welche katastrophalen Folgen politische Fehl- oder Nichtentscheidungen nach sich ziehen, wenn die Verantwortlichen Warnungen in den Wind schlagen. Natürlich kann man argumentieren, dass man hinterher immer schlauer ist. Doch hier hat es tatsächlich seitens der Deutschen Botschaft konkrete Forderungen gegeben, dass Botschaftspersonal zu evakuieren. Und zwar schon seit Wochen. Und es mag sein, dass Heiko Maas nicht allein fehlging, sondern dass auch Seehofer und Merkel irrten. Und Biden und die Nato. Das entbindet den Außenminister nicht von der Verantwortung, die er gegenüber seinen Mitarbeitern hat und vor die er sich nun schützend stellen müsste. Es geht um Menschen, die jetzt in einer extrem gefährlichen Situation sind, in der sie bei vorausschauendem Handeln durch Heiko Maas nicht gewesen wären. Und wofür sie wahrscheinlich den höchsten Preis bezahlen müssen, wenn sie es nicht rechtzeitig in einen Flieger schaffen.
Die einzelnen Mitglieder der Bundesregierung haben sich in ihren jeweiligen Fachgebieten nicht mit Ruhm bekleckert in den vergangenen vier Jahren. Im besten Falle mittelmäßige Minister wie Anja Karlicek, Dorothea Bär, Jens Spahn, Annegret Kramp-Karrenbauer oder Andreas Scheuer, um nur einige Beispiele zu nennen, sind Personen, die ihr Amt nicht annährend ausgefüllt haben. Sie sind aber symptomatisch für das regierende Personal unter einer Kanzlerin, die ihre eigene inhaltliche und intellektuelle Schwäche überspielt, indem sie sich mit Menschen umgibt, die ihr zwar nicht gefährlich werden können, die aber regelmäßig unterperformen. Wir haben politisches Personal, das einem Land mit der immer noch vorhandenen Wirtschaftskraft und einem weltweit hohen Ansehen, nicht nur nicht gerecht wird, sondern die geradezu beschämend agieren. Nur schwache Menschen umgeben sich mit mittelmäßigen Menschen, um die eigenen Mängel zu bemänteln. Oder deutlicher: unter den Einäugigen ist es leicht, der König zu sein. Insofern trägt natürlich auch die Kanzlerin Verantwortung. Wir werden seit Jahren von Personen regiert, die unser Land nicht voranbringen, die uns weit unter den Möglichkeiten regieren oder besser gesagt verwalten. Und die unserem Land Schaden zufügen. Das ist auch unsere Schuld, die wir uns doch mit diesem erschütternden Mittelmaß mehrheitlich zufriedengeben.
Es gibt viele Fehler und Unterlassungen dieser Regierung, die unserem Land langfristig Probleme aufbürden. Manche werden erst im Laufe der nächsten Jahre zu Tage treten. Manche Fehlentscheidungen werden ähnliche dramatische Folgen haben.
Bei Außenminister Heiko Maas wird es bereits jetzt so deutlich! Denn sein Missmanagement, seine Unzulänglichkeit, seine katastrophale Fehleinschätzung, schlicht seine komplette Überforderung im Amt führen nun zur Gefährdung von Menschenleben. Daran lässt sich nichts beschönigen. Heiko Maas ist nackt. Er muss die Verantwortung übernehmen und zurücktreten.
Bildquelle:
- Heiko Maas: dpa