Liebe Leserinnen und Leser,
sicher sind viele von Ihnen jetzt schon in Urlaub oder sitzen auf gepackten Koffern. Bei mir und meiner Familie waren Urlaube in den vergangenen Jahren eher selten, und wenn, dann ein paar Tage nach Kroatien oder Portugal. Aber ein zusammenhängender Urlaub, der länger dauerte als 14 Tage? Seit 30 Jahren nicht mehr.
Eigentlich ist das traurig, aber es ist auch ein Stück weit dem Job geschuldet. Ich zumindest brauche immer zwei Tage, bis ich irgendwo ankomme und Urlaubsgefühle entwickeln kann. Oft sitze ich bis kurz vor Abfahrt noch am Schreibtisch. Und einmal – kein Witz – sind wir irgendwo im Sommer-Kurzurlaub gelandet, und als wir mit unseren Rollkoffern durch den Flughafen schlenderten und ich das WLAN-Schild entdeckte, bat ich alle, mir eine Viertelstunde zu gewähren, um mich kurz einzuloggen, um etwas nachzuschauen. Alle nickten, aber ich bin sicher, sie hassten mich in dem Moment….
Ein bisschen krank ist das schon
Umso wichtiger ist es, zwischendurch Quality-Time zu haben mit Familie und Freunden. Ich war am Wochenende zum ersten Mal bei einer Biker-Wallfahrt in Kevelaer. Katholisches Pilgertum auf dem Motorrad. Ein großartiges Erlebnis, und dabei war Regen vorhergesagt. Ich war mit unserem Sohn Emil dort, der – im Gegensatz zu mir – Motorrad und den passenden Führerschein besitzt. Kurz zusammengefasst: Es waren tolle Stunden, weitgehend regenfrei. Mein Freund und Priester, Pater Klaus, sagt immer: „Wer um gutes Wetter betet und dann einen Regenschirm mitnimmt, wenn er rausgeht, der habe nichts verstanden…“
Fast 1000 Motorradfahrer aus der Region waren zur Lichterfahrt gekommen, allein der Anblick der kilometerlangen PS-Prozession hatte viel Erhabenes. Und dann die Einfahrt in den Ort erinnerte mich an die letzte Etappe der Tour de France, ohne Krawalle natürlich.
Menschenmassen am Straßenrand feierten die ankommenden Biker, die Glocken der Basilika läuteten, die einfahrenden Motorradfahrer wurden von Priestern am Straßenrand mit Weihwasser besprengt. Dann eine kurze Andacht mit Gedenken an die in den vergangenen zwei Jahren bei Unfällen verstorbenen Biker.
Ihre Namen wurden einzeln verlesen und eine wunderbare Sängerin folgte mit Eric Claptons Ballade „Tears in Heaven“. Mehr Emotion geht nicht, man hätte eine Stecknadel fallen hören auf dem Kapellenplatz, so ruhig und andächtig waren die harten Jungs und Mädels in ihrer Lederkluft in diesen Minuten. Gänsehaut pur…
Am Abend dann Bier-Pitcher und live Rockmusik, wie es sich gehört. Ich versicherte meinem Sohn, wenn sie jetzt auf der Bühne noch „Highway to Hell“ anstimmen, stürme ich die Bühne und ziehe den Stecker. Aber so weit kam es dann doch nicht.
Mit herzlichen Grüßen, starten Sie gut in die Woche!
Ihr Klaus Kelle