von MARTIN MORAVEC
Monza – Lewis Hamilton hat Sebastian Vettel mit einer perfekten Vorstellung im Ferrari-Mekka zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Führung entrissen. Der deutsche Formel-1-Pilot kam zum 70. Geburtstag der Scuderia beim Großen Preis von Italien nicht über den dritten Platz hinaus.
Den Sieg sicherte sich der neue Pole-Rekordinhaber Hamilton vor seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas. Als erster Pilot gelangen dem Briten in der laufenden Saison damit zwei Siege nacheinander, sieben Tage zuvor hatte er ebenfalls von der Pole Position aus in Spa-Francorchamps gewonnen.
Vettel büßte binnen zwei Rennen seinen 14-Punkte-Vorsprung ein, mit dem er sich in die Sommerpause verabschiedet hatte. Sein Trost: In zwei Wochen wartet mit dem Stadtkurs von Singapur beim Nachtrennen eine Strecke, die dem neuen Ferrari entgegenkommen sollte. Nach 13 von 20 Rennen ist der viermalige Weltmeister aber erstmal der Jäger mit drei Punkten Rückstand, der dreimalige Champion Hamilton der Gejagte.
Für Vettel gab es vom Erlöschen der Roten Ampeln an nur ein Ziel: Unbedingte Aufholjagd zur Schadensbegrenzung nach der völlig verkorksten Regen-Qualifikation. Nur dank diverser Strafen rückte der 30 Jahre alte Heppenheimer letztlich noch bis auf Startrang sechs vor. Als es losging, konnte Vettel aber erstmal keine Plätze gut machen. Immerhin: Er hielt sich auch aus möglichen Karambolagen raus auf dem Weg zur Schikane rund 700 Meter nach der Startlinie.
An der Spitze verteidigte Hamilton in seinem 201. Grand Prix souverän seine Rekordpole – mit der 69. in seiner Karriere überbot der Brite die bis Samstag gemeinsam mit Michael Schumacher gehaltene Bestmarke. Schon bei seinen Monza-Siegen 2012, 2014 und 2015 hatte Hamilton von Startplatz eins gewonnen. Sein diesjähriger Sieg im Reich von Ferrari hätte kaum deutlicher ausfallen können – er kam 36,3 Sekunden vor Vettel ins Ziel.
Dessen Landsmänner Nico Hülkenberg im Renault und Pascal Wehrlein im Sauber wurden 13. und 16.
Vettel versuchte alles, und reihte sich nach acht von 53 Runden auf dem Highspeed-Kurs hinter Hamilton und Bottas ein. Der Finne war mit der Mercedes-Power binnen kürzester Zeit von Startrang vier an Esteban Ocon im Force India und dem 18-jährigen Lance Stroll im Williams vorbeigerast. Ein packendes Duell mit Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari hatte Bottas mit einem spektakulären Manöver auf der Außenbahn noch ins Runde eins für sich entschieden.
Und der Finne, Nachfolger des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg, erledigte seinen Part im Königlichen Park von Monza wie Hamilton erstklassig. Der 28-Jährige, der seit seinem fünften Rang in Spa vor einer Woche raus ist aus dem direkten WM-Kampf, war es, den Vettel unbedingt hätte überholen müssen, um im Klassement zumindest punktgleich mit Hamilton an der Spitze zu bleiben. 25 Punkte bekommt ein Grand-Prix-Sieger, der Zweite 18, der Dritte 15. Vettel war mit sieben Punkten Vorsprung in das Rennen gestartet.
An seinem eigenen finnischen Kollegen Räikkönen kam Vettel ohne Probleme vorbei, an Bottas kam er nicht ran. Weiterer Druck drohte zumindest für Vettel von hinten nicht. Das auf die Startpositionen zwei und drei gefahrene Red-Bull-Duo Max Verstappen und Daniel Ricciardo hatte wegen Strafversetzungen von den Plätzen 13 und 16 antreten müssen.
Verstappen blieb im Rennen das Pech treu: Ein ungestümes Manöver von Felipe Massa im Williams zerstörte den linken Vorderreifen, ein früher Boxenstopp machte alle Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze beim bereits sechsmal in diesem Jahr ausgeschiedenen Verstappen zunichte. Ricciardo versuchte alles, kam letztlich trotz einer furiosen Fahrt auch nicht an Vettel ran.
Hamilton blieb für alle außer Reichweite. Auch für Vettel, der 2008 seinen ersten Grand-Prix-Sieg im Toro Rosso in Monza gefeiert hatte, im Ferrari aber weiter auf den Heimerfolg wartet. Seit 2010 gewann die Scuderia in Monza nicht mehr.
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- Ungefährdet: dpa