von DIETRICH KANTEL
KOPENHAGEN – Kalaallit Nunaat? Damit kann man nicht unbedingt sogleich etwas anfangen. Das ist nämlich Grönländisch und bedeutet: Grönland. Der Kreuzworträtsler kombiniert sogleich: Die größte Insel der Erde. Und Grönland ist wirklich groß, riesig: rund 2,2 Millionen Quadratkilometer. Das ist ungefähr so groß wie ganz Westeuropa einschließlich der Britischen Inseln. Allerdings ist Grönland mit nur 57.000 Einwohnern, kaum besiedelt. Das wiederum ist nicht verwunderlich, bedeckt die Insel doch zu etwa 90 Prozent ein bis zu 3.400 Meter dicker Panzer aus Eis, dem vermeintlich so ewigen.
Kalbende Gletscher und grünes Land
Weil Bösmenschen aber angeblich die Erde aufheizen, sehen klimabewegte Gutmenschen diesen schönen dicken ewigen Eispanzer gefährdet und schlagen Alarm. Zur Verdeutlichung veranstalten sogenannte Umweltschützer gerne Besichtigungstouren zu solchen Gletscherzungen, die bis an den Meeressaum reichen. Dort zeigen sie den emotional bewegten Besuchern – darunter oft auch wenig sachkundige Journalisten oder Politiker, wie zuletzt auch Angela Merkel – wie vor ihren Augen das eigentlich so ewige Eis zerbröselt und im Meer versinkt. Das gibt wunderbar erschreckende Bilder. Die finden dann ihren Weg in die Medien und heizen die Weltklimauntergangshysterie weiter an. Das wiederum führt zu mehr Spenden bei GreenPeace, NABU und Co wie auch zu stetig steigenden staatlichen Fördermitteln bei Einrichtungen wie etwa dem PIK, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Abgesehen von natürlichen Schwankungen der Eisdicke über Jahrhunderte und Jahrtausende betrachtet der kundige Glaziologe die Sache weniger emotional und nennt den Vorgang schlicht das Kalben des Gletschers. Und so ewig ist das Grönlandeis übrigens auch nicht. Die Vereisung der Insel begann erst vor 2,7 Millionen Jahren…
Apropos „Grönland“. Das ist bekanntlich die dänische Schreibweise von „Grünland“. Grün, jedenfalls grüner als heute, war die Insel vermutlich nicht nur vor Beginn der Vereisung vor knapp drei Millionen Jahren. Grüner war sie, mindestens jedenfalls das südliche Grönland, auch während des mittelalterlichen Klimaoptimums, also in der Zeit zwischen 950 bis etwa 1250 n.Chr.. Damals lag die Durchschnittstemperatur auf der Nordhalbkugel zwei Grad Celsius höher als heute. Praktisch jene zwei Grad Anstieg, von denen Klimabewegte heute behaupten, dass ein solcher Anstieg vom Teufel und deshalb unbedingt zu verhindern sei. Damals besiedelten Skandinavier aus Dänemark, Norwegen und Island vornehmlich das südliche Grönland und betrieben in einer vergleichsweise üppigen Vegetation Ackerbau und vor allem Viehzucht. Die Siedlungen blühten auf und um das Jahr 1125 wurde Grönland, das kirchenrechtlich bis dahin zum Erzbistum Hamburg gehörte, sogar eine eigene Diözese mit Bischofssitz und Kathedrale. Leider sanken ab dem 14.Jahrhundert die Temperaturen wieder. Die landwirtschaftlichen Erträge verringerten sich und auch die bis dahin bestehenden Handelsbeziehungen mit dem vom berühmten Nordmann Leif Erikson um das Jahr 1.000 entdecke „Vinland“ in Nordamerika reichten bald nicht mehr zur Ernährung der skandinavischen Grönländer. Die Bevölkerung schrumpfte und war etwa um die Mitte des 15.Jahrhunderts gänzlich und spurlos verschwunden.
Die Sache mit den Eskimos
Geblieben ist dagegen die grönländische Bevölkerung, die zum Großteil auch erst im 10. und 11. Jahrhundert von Kanada nach Grönland eingewandert war, ethnologisch zu den Ost-Eskimos gezählt werden und mehrheitlich der Unterfamilie der Inuit angehören. Sie bilden heute die überwiegende Mehrheit der Grönländer. Und damit sind wir beim zweiten Problemkreis gelandet, weswegen sich die Gemüter hiesiger Gutmenschen erregen. Neben dem menschengemachten Verschwinden des Grönlandeises ist da die Sache mit den Eskimos. Eskimo dürfe man nicht mehr sagen, sagen die politisch Höherkorrekten. Das sei nämlich eine den dortigen indigenen Bevölkerungsgruppen fremd aufgezwungene Bezeichnung, diese sei typisch weiß-europäisch überheblich, rassistisch und überhaupt.
Wie schon beim ewigen Eis, so irrt der gutmeinende Gutmensch auch hier. Wieder fühlt man etwas besser zu glauben, als dass man sich lieber Sachkunde aneignet, damit Wissen die Grundlage eigener Überzeugung bilden könnte. Die erhitzten Gemüter beim Vernehmen des bösen „E“-Wortes könnten rasch wieder zu Normalpuls gelangen, würden sie einfach nachlesen, was Ethnologen zur Sache mit den Eskimos zu sagen haben.
Danach ist „Eskimo“ schlicht die Sammelbezeichnung für die indigenen Völker im nördlichen Polargebiet. Deren Siedlungsbereich erstreckt sich von Nordostsibirien über das arktische Alaska bis nach Grönland. Die beiden Hauptgruppen sind die Inuit, auch „östliche Eskimos“ sowie die Yukip, auch westliche Eskimos. Letztere nennen sich in ihrer eigenen Sprache übrigens „die zu den Eskimos Gehörenden“) Dann sind da noch kleinere Gruppen wie die Inupiat oder auch die Ureinwohner Alaskas, die Aleuten. Gemeinsam zählen sie alle zur eskimo-aleutischen Sprachenfamilie. – Damit wäre die Sache mit dem bösen „E“-Wort auch geklärt.
Und sonst noch
Diese autonome Region, die zum Königreich Dänemark gehörgt, bietet grandiose Landschaften, die längsten und tiefsten Fjorde der Erde und Wale in den Küstengewässern. Man lebt im Wesentlichen von Fischerei und ein wenig von Landwirtschaft. Unter Glas gedeihen Rüben, Rhabarber, Kohl, Salat und seit Jüngstem sogar Kiwis und Avocados. Derzeit werden verstärkt Bodenschätze erschlossen. In Küstennähe befinden sich größere Vorkommen von Gold, Platin, Kupfer, Zink, Nickel, Molybdä, Eisen, außerdem Rubine und Diamanten.
Und dann war da noch die jüngere Geschichte: Schon 1940 und 1941, lieferten sich kleine Einheiten der US-Armee und der deutschen Wehrmacht Gefechte auf Grönland. Bekannt ist das kaum. Doch das wäre eine eigene Story.
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- Grönland_Eis: pixabay