Guten Morgen, Deutschland!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in Hamburg trifft sich derzeit eine ganz beondere Kategorie von Schwarmintelligenz: Die wichtigsten, besten und klügsten Hacker Europas. Die dort Versammelten, hervorgegangen aus dem legendären „Chaos Computer Club“, wissen, wie die Cyberwelt funktioniert und was für Gefahren sie für uns alle birgt. Und da wird viel auch über Moral gesprochen, etwa wenn es um den Einsatz von Drohnen geht, intelligenten Flugrobotern, mit denen der Logistik-Multi amazon etwa ausprobiert, ob wir unsere Buchsendungen zukünfitg noch schneller geliefert bekommen. Aber es geht eben auch um militärische Drohnen, die aus großer Höhe ausspähen können, was verborgen bleiben soll. Oder die töten können, wie es die USA im Kampf gegen Al Kaida und Konsorten überaus erfolgreich getan haben. Darf man das?

Eine Waffe ist erstmal nichts anderes als eine Waffe. Ob es ein Revolver ist, eine Handgranate oder eine Drohne – der springende Punkt ist, wer diese Waffe einsetzen kann und will und für welches Ziel. Waffen sind nicht per se böse, sie werden es erst in der Hand eines Falschen. Über Fragen wie diese muss man nachdenken, und in Zeiten, in denen erst jüngst verantwortliche Politiker das „Neuland“ Internet entdeckten, ist es gut, dass es diese Hacker-Elite gibt, die gerade in Hamburg tagt und die mehr Ahnung von der Materie haben.

Bedauerlich ist dann eher – ähnlich wie einst bei der Piraten-Partei – dass Wissen und guter Wille nicht vom Mainstream verschont bleiben. Und der ist  bekanntlich progressiv, sprich: „links“. Gestern haben sich die Hacker in Hamburg klar dafür ausgesprochen, Videoüberwachung einzuschränken, am besten ganz darauf zu verzichten. „Wir wollen aber nicht, dass jemand zuguckt, wenn wir über eine Straße gehen“, ist so ein sinnfreier Satz, den ich schon oft in Debatten gehört habe. Ja, ich will auch Vieles nicht, was ich in diesem Staat muss. Und?

Gerade haben sich in Berlin sieben junge #wirschaffendas bei der Polizei gestellt, nachdem Videoaufnahmen von Ihnen aus einer U-Bahn veröffentlicht wurden. Vom Terroristen aus Berlin gab es keine Fahndungsfotos, weil am Breitscheidplatz keine Videokameras installiert sind. Die Attentäter von 9/11 wurden an den Abflughäfen gefilmt und innerhalb von Stunden identifiziert, ebenso die Terroristen von London beim letzten großen Anschlag.  Wer der Polizei und den Sicherheitsdiensten Videokameras und Abhöranlagen wegnimmt, kann ihnen auch gleich ihre Waffen und Autos abnehmen. Es ist eine Enteierung sondergleichen, denjenigen, die uns alle schützen sollen, gleichzeitig das Instrumentarium dafür zu verweigern. Klar, ein Rechtsstaat muss auch auf die möglichen dunklen Seiten schauen. Es muss gesetzliche Regelungen geben, Politiker und Fachleute müssen das System optimieren. Aber eine Forderung, Videoüberwachung im öffentlichen Raum abzuschaffen, ist an Naivität nicht zu überbieten. Mainstream eben…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.