Gibt es in Deutschland noch etwas Wichtigeres als Regenbogen-Lichter?

Was soll der Quatsch? Die Allianz Arena ganz bunt. Foto: Tobias Hase/dpa

von KLAUS KELLE

BERLIN – Zeit meines Lebens hatte ich niemals etwas gegen Homosexuelle, keine Vorurteile, Schwulenwitze nur, wenn sie mir von Schwulen selbst erzählt wurden. Und Diskriminierung geht schon mal überhaupt nicht, und zwar grundsätzlich. Die Leute sollen denken, sagen, leben und lieben was und wie sie wollen. Not my Business, und es geht den Staat nichts an und und die Kirche auch nicht, denn in einer Kirche muss man nicht sein. Man kann austreten und fertig. Ist man aber bewusst drin, dann sollt man sich an die Regeln auch halten. Aber die Art und Weise wie Rote und Grüne im Gleichschritt mit der Homolobby uns rund um die Uhr in den zwangsgebührenfinanzierten Staatssendebesrieselungsanstalten mit einem Trommelfeuer von Belanglosigkeiten überschütten, ist inzwischen unerträglich geworden.

Ich war vorhin drei Stunden im Auto unterwegs in NRW, und ich höre meistens 1Live wegen der Musik und an Tagen wie heute auch WDR 2, weil Steffi Neu eine herausragend sympathische Moderatorin ist. Nicht umsonst bietet Google, wenn man „Steffi Neu WDR“ eingibt, als erstes die Frage „Ist Steffi Neu verheiratet?“ an. (Mit der Antwort ja und zwei Kinder!)

Aber heute habe ich einfach weggeschaltet, als sich zum nicht nur gefühlt hundertsten Mal Beiträge, Nachrichten und Moderationstexte nur um Regenbogenbeleuchtung, Quer, Homo und Transgender drehten. Und es geht mir wirklich langsam auf den Sack, der bekanntlich in China manchmal umfällt, dass es in diesen Zeiten nichts Wichtigeres zu geben scheint, als in welchen Farben morgen ein Fußballstadion erstrahlt. Die UEFA hat in einem kurzen Aufblitzen von gesundem Menschenverstand entschieden, dass die Arena in München nicht in Regenbogenfarben illuminiert wird. Und sie hat festgestellt, dass es nicht die Aufgabe eines Fußballverbandes ist, die Regierungen einzelner Mitgliedsländer – noch dazu während eines Turniers – für deren Politik zu kritisieren (warum auch, Ungarn macht vieles gut). Was die UEFA oder der DFB zu Transgender meinen ist in etwa so bedeutsam wie Stellungnahmen von Luisa Neubauer zum Klima. Total irrelevant und dennoch von der Mainstream-Bubble hochgejazzt.

Und es ist auch gar nicht nur die Beleuchtung von Stadien in politisch korrekter Einfärbung. Es ist auch die Verlogenheit dieser Leute, die Autos aus Großstädten verbannen und Kurzstreckenflüge verbieten wollen, weil wir mit der Recource Energie sparsam umgehen sollen, dann aber abfeiern, wenn in Köln und Frankfurt morgen Abend, wo gar keine Spiele stattfinden, alle Lichter in Regenbogen voll aufgedreht und drei Stunden lang für Nichts Strom ohne Ende verbraten wird. Einfach nur, damit sich unsere Gutmenschen wohlfühlen.

Der 28-jährige amerikanische Football-Profi Carl Nassib von den Las Vegas Raiders hat gestern öffentlich bekannt, dass er schwul ist. Er sei der erste US-Footballstar überhaupt, der sich dazu bekennt. Warum ich das in Deutschland wissen muss, erschließt sich meinem Verstand allerdings nicht. Die honorige Deutsche Presse-Agentur (dpa), der ein Hort des sachlichem Nachrichtenjournalismus sein müsste, schickt seinen Kunden – zu denen natürlich auf TheGermanZ gehört – heute einen langen Artikel dazu zur Weiterverbreitung. Der NACHRICHTENTEXT beginnt mit dem Satz, Nassib „steht im Garten seines Hauses in West Chester im US-Bundesstaat Pennsylvania und lächelt nach diesem einfachen und doch so schweren Satz. Ich wollte nur einen kurzen Moment nutzen und sagen, dass ich schwul bin. Ich wollte das schon seit einiger Zeit tun und fühle mich endlich wohl damit, es loszuwerden».

Ich freue mich wirklich, wenn andere Menschen sich wohlfühlen. Auch wenn Carl positiv zu seiner Homosexualität steht, ist das wunderbar. Aber wtf (googlen Sie die Abkürzung bitte!) hat das mit mir und den deutschen Fernsehzuschauern/Zeitungslesern zu tun? Wenn ein Inder merkt, dass er mit seinen Fingern Beethovens Neunte knackend darbieten kann, meldet das die dpa dann auch? Obwohl, …das wäre vielleicht sogar ein Thema. Aber diese Holzhammermethode, mit der wir alle bearbeitet werden, um bloß richtig zu denken und zu fühlen, die ätzt einfach. Liebt, wen ihr wollt, macht im Schlafzimmer, was Ihr wollt, wenn es einvernehmlich ist! Ich will es gar nicht wissen, es ist mir egal. Scheißegal sogar.

Meine Lieblingsmoderatorin Steffi vom WDR legte vorhin sogar noch nach, als sie von Nassib sprach und fragte: Wann denn wohl der erste Fußballprofi in Deutschland sein „Comming Out“ wagen wird? So als wäre das noch wichtiger als Steinmeiers Ankündigung, für eine weitere Amtszeit das Bundespräsidialamt endgültig ruinieren zu wollen. Es ist mir egal, Steffi. Ich möchte einfach bloß in den Sendern, die ich bezahlen muss, etwas Relevantes hören. Über die Menschen, die in Coronazeiten ihre Arbeitsplätze verloren haben, über die Läden und Restaurants, die für immer schließen müssen, über die Kinder, die bei einer Inzidenz unter 10 immer noch Masken auf dem Schulhof tragen müssen. Aber nicht über Regenbogenbeleuchtung von Stadien und „Coming Outs“ von Menschen, die ich gestern noch nicht kannte, und die 8000 Meilen entfernt von uns wohnen.

Bildquelle:

  • Regenbogenfarben: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.