Geht es um Streit zwischen Konservativen und Progressiven? Die Krise im internationalen Malteser Orden dauert an

von PETER WINNEMÖLLER

Seit einige Zeit kriselt es bei den Maltesern. Der Orden führt offiziell den Namen Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta – früher zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta. Er besteht aus drei Ständen. Den innersten Kern bilden die Professritter, die wie Ordensmänner nach den evangelischen Räten(Armut, Ehelosigkeit,Gehorsam) leben. Der Zweite Stand sind die Obödienzritter, die zwar in der Welt leben, aber in enger Verbindung mit dem Orden und seinen Zielen stehen. Sie können in den souveränen Rat, der Regierung der Malteser, gewählt werden. Den dritten Stand bilden die gewöhnlichen Ordensmitglieder, die in der Welt leben und sich in ihrem Alltag, besonders im Ehrenamt, den Zielen des Ordens verbunden fühlen. Die Malteser sind weltweit tätig. In Deutschland ist der Malteser Hilfsdienst bekannt und geschätzt. Sanitätsdienst, Kleiderkammern, Besuchsdienste und viele andere soziale Dienste werden von den durchgehend ehrenamtlichen Helfern wahrgenommen.

Der Orden ist Träger dieser Dienste und ist eines von vier noch bestehenden historischen nichtstaatlichen Völkerrechtssubjekten. International wird der Orden wie ein souveräner Staat angesehen. Geleitet wird der Orden von einem Großmeister. Seit 2008 wurde dies Amt von Fra‘ Matthew Festing ausgeübt. Mit Beschluß des Souveränen Rats vom 28.1.2017 wurde der Rücktritt von Fra‘ Festing angenommen. Damit fand eine seit dem vergangenen Jahr andauernde Führungskrise der Malteser ihr vorläufiges Ende. Die Leitung der Malteser liegt nun „ad interim“ in den Händen von Ludwig Hoffmann-Rumerstein. Wann ein neuer Großmeister gewählt werden kann, steht noch nicht fest.

Am 6. Dezember 2016 hatte Großmeister Fra‘ Festing den Großkanzler des Ordens, Albrecht von Boeselager, suspendiert und aus dem Orden ausgeschlossen. Es gab wohl einen schon länger schwelenden Konflikt. Auslöser war dem Vernehmen nach, daß bei Hilfsprojekten des Ordens in Kooperation mit anderen Organisationen in Asien und Afrika Verhütungsmittel verteilt worden seien. Dem habe von Boeselager angeblich zu lange zugesehen. Der abgesetzte Großkanzler hatte sowohl ordensintern als auch im Vatikan Rechtsmittel dagegen eingelegt. Der Vatikan hatte eine Untersuchungskommission eingesetzt.

Im Rahmen einer Audienz hatte Papst Franziskus von Fra‘ Festing am 26.Januar 2017 verlangt, zurückzutreten. Dieser war dem Ansinnen des Papstes nachgekommen. Um den Rücktritt rechtsgültig zu machen, mußte der Souveräne Rat der Malteser diesen annehmen.

In einem Schreiben des Staatsekretariats an die Malteser hatte der Papst ferner alle Amtshandlungen von Fra‘ Festing seit dem 6. Dezember 2016 widerrufen.

In dem Schreiben wurde ferner betont, daß ein Delegat „die spirituelle Erneuerung des Ordens, im besonderen der Professen” begleiten werde. Der Souveräne Malteser Ritterorden stelle seine uneingeschränkte Zusammenarbeit mit dem Delegaten, den der Heilige Vater zu entsenden plane, außer Frage, ließ der Orden auf seiner Webseite verlauten. Albrecht von Boeselager ist somit als Großkanzler eingesetzt.

Der Konflikt fand besonders auf englischsprachigen Webseiten großen Widerhall. Dort war von einem Konflikt zwischen progressiven und konservativen Kräften im Orden die Rede. Es wurde über eine Feindschaft zwischen Kardinal Burke als Kardinalprotektor der Malteser und dem Papst spekuliert. Es wurde ferner der Eindruck erweckt, als sei hier massiv intrigiert worden. Der Vorwurf, Albrecht von Boeselager habe in seinem Handeln nicht den moralischen Grundsätzen des Ordens entsprochen, erweist sich bei genauerem Hinsehen als unzutreffend, hatte dieser doch selber die Kondomverteilung beendet.

Alle finsteren Spekulationen wies Guido Horst, Romkorrespondent der „Tagespost“ entschieden zurück, indem er es in einem Kommentar als „schwarze Legenden“ bezeichnete. Der Konflikt ist noch nicht ausgestanden. Es bleibt nun abzuwarten, wie die Begleitung des Ordens durch den päpstlichen Delegaten verlaufen wird. Die gegenwärtige Krise der Malteser ist nicht die erste in jüngerer Zeit. In den Jahren von 1951 bis 1962 durfte der Orden keinen Großmeister wählen. Es hatte damals eine Änderung der Verfassung gegeben, die Papst Pius XII. im Konflikt mit dem Orden durchgesetzt hatte.

Bildquelle:

  • Malteser Orden: malteser.at

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren