„Geheimtreffen“ in Baku: Wo Putins Gesandte morgen Abend mit deutschen Politikern zu Abend essen

Die Skyline von Baku bei Nacht.

von KLAUS KELLE

BAKU – In der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku wird morgen ein „Treffen mit konspirativem Charakter“ stattfinden, wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtet. Und süffisant merkt Autor Ingo Malcher an, man „könne den Baku-Reisenden nicht vorwerfen, dass sie sich am Kaspischen Meer überarbeiten würden“. „Die Zeit“ und das ARD-Magazin „Kontraste“ jedenfalls haben vertrauliche Unterlagen ausgewertet, die neben den Namen der Teilnehmer und dem genauen Ablauf – 35 Minuten Transfer zum Hotel „Four Seasons“, 18.30 Uhr Sammeln in der Lobby, 19 Uhr Abendessen – aufdeckten, dass es dieses Treffen gibt, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn hier treffen sich Putin-Lakaien mit deutschen Politikern wie dem früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), dem früheren Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) und dem Russland-Lobbyisten Martin Hoffmann.

Angeblich sei auch der frühere NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat von CDU und CSU Armin Laschet eingeladen, der aber auf Nachfrage eine Teilnahme am Treffen in Baku vehement bestreitet.

Nicht zum ersten Mal kommt da in Baku unter konspirativen Bedingungen ein Kreis von Personen aus Russland und Deutschland zusammen, die trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und trotz der Sanktionen die eingefrorenen Beziehungen wieder in Gang bringen wollen, nachdem die Gesprächsreihe „Petersburger Dialog“ als Folge des russischen Krieges beendet wurde.

Wie bei hochrangigen Politiker-Konsultationen üblich, hätten auch die russischen Teilnehmer des Geheimtreffens morgen Dossiers über ihre Gesprächspartner aus Deutschland erhalten, die deren Schwächen und Stärken dokumentierten.

Interessanter ist jedoch, wer von Moskauer Seite morgen in Baku am Tisch sitzt

Viktor Subkow etwa, Aufsichtsratschef von Gazprom, gegen den die spanische Justiz wegen Mafia-Verbindungen ermittelt hat. Michail Schwydkoj, Sonderbeauftragter Putins für kulturelle Zusammenarbeit, ist dabei. Wir wissen nicht, ob er nach dem Essen Gedichte vorlesen wird.

Waleri Fadejew sitzt am Tisch, Putins „Menschenrechtsbeauftragter“. Die EU hat ihn auf eine Sanktionsliste gesetzt, weil er den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Desinformationskampagnen begleitet habe.

Deutsche Politiker aus SPD und CDU treffen sich also morgen zum Abendessen mit Putin-Handlangern und einem von der EU sanktionierten Kreml-Propagandisten.

Der „Petersburger Dialog“ war ein Gesprächsformat, das 2001 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begründet wurde. Um die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu verbessern…

Bildquelle:

  • Baku bei Nacht: depositphotos

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.