Jerusalem/Berlin – Der Eklat beim Israel-Besuch von Außenminister Sigmar Gabriel schlägt weiter Wellen: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft unterstellte dem SPD-Politiker heute mangelndes Fingerspitzengefühl bei der Auswahl seiner Gesprächspartner.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hingegen unterstützte das Vorgehen des Vizekanzlers. Der frühere Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, vermutet innenpolitische Gründe hinter dem Vorgehen Benjamin Netanjahus.
Der israelische Ministerpräsident hatte ein Treffen mit Gabriel am Dienstag kurzfristig platzen lassen. Grund war eine Diskussionsrunde des Ministers mit Vertretern von Gruppen wie Breaking the Silence (Das Schweigen brechen), die die Siedlungspolitik der israelischen Regierung in den palästinensischen Gebieten kritisieren. Gabriel sah hinter Netanjahus Entscheidung innenpolitische Motive. Die deutsch-israelischen Beziehungen waren bereits vor dem Eklat angespannt.
«Ich hätte mir mehr Fingerspitzengefühl des Ministers gewünscht», sagte die Vize-Präsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Gitta Connemann (CDU), der «Rheinischen Post». Es sei Tradition, bei Besuchen im Ausland mit regierungskritischen Organisationen zu sprechen. Im Falle Gabriels habe sie aber «Sorgfalt bei der Auswahl» vermisst. «Breaking the Silence prangert an, legt aber seine Quellen nicht offen», sagte Connemann. «Damit können israelische Behörden die Vorwürfe und Anschuldigungen nicht überprüfen.»
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- Außenminister Gabriel: dpa