Berlin – Der frühere sozialdemokratische Bundesminister und Kanzleramtschef Horst Ehmke ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren in einem Krankenhaus in Bonn, wie der frühere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement der Deutschen Presse-Agentur im Namen der Familie mitteilte.
Der in Danzig geborene Jura-Professor war als Chef der Regierungszentrale (1969-72) eine wichtige Stütze für Kanzler Willy Brandt. An der Durchsetzung der Ostpolitik war Ehmke als «Spezialist für alles», wie ihn Brandt titulierte, entscheidend beteiligt. Die Guillaume-Spionage-Affäre führte 1974 auch zu seinem Ausscheiden aus dem Kabinett, dem er zuletzt als Forschungs- und Postminister angehörte. Bis 1990 vertrat Ehmke dann in der Opposition die SPD-Außenpolitik.
Im Parteivorstand der SPD galt er als einer der Wortführer der «linken Mitte». Als einer der ersten in der SPD-Spitze erkannte er, dass die Sprachlosigkeit in Richtung der Grünen auf Bundesebene nicht ewig anhalten konnte. Auch die Kontakte zur FDP ließ der einstige Sozialliberale nie abreißen.
Im Ruhestand in Bonn wandte sich Ehmke einem neuen Metier zu und schrieb Kriminalromane, die zumindest im politischen Umfeld spielen.
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- Horst Ehmke: dpa