Friendly Fire: Warum das Bundeskanzleramt für Friedrich Merz in immer weitere Ferne rückt

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

kein Tag ohne „friednly fire“ in der CDU, vorzugsweise gegen Parteichef Friedrich Merz. Sie konnten seine Wahl nicht verhindern, nachdem das letzte Aufgebot der Merkel-Ära mit Armin Laschet als Kanzlerkandidaten für jeden erkennbar zum Desaster wurde. Nun ist Merz im Amt, eingebunkert mit seinem Getreuen „Sancho Panza“ – alias Carsten Linnemann – im Gefechtsstand, umringt von Feinden und die Schüsse kommen von hinten.

Sie erinnern sich? Merz hatte wieder einmal etwas Richtiges gesagt. Die „Brandmauer“ zur AfD auf Landes-, Bundes-und Europaebene stehe fest, aber im Arbeitsalltag der Kommunen, der Städte und Gemeinden, müsse eben pragmatisch gearbeitet werden. Ja, was denn sonst? Wenn in Thüringen der AfD-Landrat den CDU-Bürgermeister wegen eines Gewerbegebietes anruft, dann kann der nicht „Nazi“ brüllen und den Hörer aufknallen. Zumal das völliger Schwachsinn und eine Verniedlichung des Nationalsozialismus wäre.

Die AfD liegt bundesweit in Umfragen bei über 20 Prozent, in Ostdeutschland dürften es inzwischen solide 30 Prozent sein. Der Gedanke, man könne sich deren Wähler und Abgeordnete einfach wegdenken, ist geradezu grotesk und übrigens auch undemokratisch.

Aber, liebe Freunde, es geht bei diesem ganzen Theater überhaupt nicht um Politik. Es geht nicht um Gewerbegebiete, Schulbauten oder Nazi-Gefahren. Es geht um Machspielet, nichts anderes.

Da wird jede Formulierung in einer Fernseh-Palaverrunde abgeklopft, ob man Merz nicht was am Zeug flicken und irgendeinen Begriff vielleicht skandalisieren könnte. Da stellt sich ausgerechnet der in jeder Hinsicht erfolgloseste (und deshalb abgewählte) Ministerpräsident der CDU in den vergangenen Jahren hin und bezweifelt die Befähigung von Friedrich Merz, Kanzler werden zu können. Das wäre so, als wenn Armin Laschet seiner Partei Ratschläge erteilt, wie ein guter Kanzlerkandidat seine Wahlkampagne bestreiten sollte.

Angeblich wollen nur noch 13 Prozent der Deutschen – hätten sie die Auswahl bei der Union – Merz als Kanzler. Kein überzeugender Wert, gerade vor dem Hintergrund der amtierenden Ampel. Gegenüber Scholz, Habeck und Lindner müsste Merz in den Umfragen geradezu durch die Decke gehen. Aber es funktioniert halt nicht, wenn ein Teil des eigenen Teams falsch spielt.

So NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, der auf fast doppelt so viele „Likes“ bei der Kanzlerkandidatenfrage kommt. Und ganz vorne liegt im Augenblick Bayerns MP Markus Söder, der aber stets bekundet, seine schönste Aufgabe sei König von Bayern..oder so…

Allein die Diskussion schadet Merz, und genau deshalb wird sie ja andauernd geführt. Steter Tropfen höhlt den Stein…irgendwann haben sie ihn mürbe gemacht und er gibt auf. Und dann übernimmt Merkel 2.0 in der Gestalt von Wüst.

Sie wissen, dass mich das (partei-)politische Geschäft seit einiger nur an…, dass ich es ätzend finde. All diese Sprechblasen, all das Ignorieren der wirklichen Probleme unseres Landes, all das Taktieren und die Machtspielchen. Leider habe ich mich irgendwann entschieden, politischer Journalist zu werden, und komme jetzt nicht mehr aus der Nummer raus.

Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass Olaf Scholz wirklich Kanzler würde? Und jetzt ist er es leider. Natürlich hat auch Friedrich Merz noch die Chance, zum Beispiel wenn die Ampel vor Ablauf der Legislaturperiode noch platzt. Dann könnte man niemandem erklären, weshalb der Parteichef nicht Kanzler werden sollte. Aber die Eieruhr tickt, das Fenster schließt sich mit jedem Tag, wo die Strippenzieher hinter den Kulissen an der Demontage des Mannes arbeiten, der zweifellos ein besserer Bundeskanzler wäre als der amtierende.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.