von KLAUS KELLE
BERLIN/NEW YORK – Helga Schmid ist eine deutsche Spitzendiplomatin, eine, die genau weiß, wie das Geschäft funktioniert. Eine, die sich seit dem Sommer 2014 vorbereitet hat für ihren Einsatz auf der Weltbühne. Denn da, im Sommer 2014, nominierte das damalige Bundeskabinett die international gut vernetzte Schmid als Präsidentin der UN-Generalversammlung. Ein wichtiger Posten, obwohl auf ein Jahr begrenzt und auch ohne wirkliche Entscheidungskompetenz.
Aber eine Deutsche im Zentrum des globalen Mächtespiels – das kann Ehre (für Schmid) und Ansehen (für Deutschland) bringen.
Doch nun ist alles anders
Denn die geschäftsführende Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist ihren Job nach der Bundestagswahl perspektivisch los und noch zu jung, um im Garten Büsche anzupflanzen.
Clever, wie Spitzenpolitiker nun einmal sind, nutzte sie ihren Zugang zu den wichtigen Personen, drehte die richtigen Stellschrauben und bootete Schmid eiskalt aus.
Gespräch mit dem geschäftsführenden Bundeskanzler Olaf Scholz, Gespräch mit dem zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz – und schon ist Frau Baerbock auch zukünftig eine große Nummer in der internationalen Politik. Ihre Nominierung für die Präsidentin der UN-Generalversammlung sei eine starke Besetzung und „ein wichtiger Baustein für unsere Kandidatur um einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat 2027/28“, schrieb die Grüne in einer Mail an ihren Landesverband in Brandenburg ohne auch nur den Hauch von Demut.
Und Helga Schnid?
Die ist raus. So brutal kann Politik sein. Mit Vertretern von rund 100 Staaten hatte sie direkten Kontakt seit dem Sommer 2014. Der Berliner „Tagesspiegel“ veröffentlichte nun interne Chat-Nachrichten von Diplomaten, die erkennbar sehr verärgert über die veränderte Personalie sind. „Ich habe sie getroffen und Veranstaltungen mit ihr besucht, um sie kennenzulernen – alles umsonst? Jetzt sollen wir wegen der Bundestagswahl von vorn anfangen und eine andere Person kennenlernen?“, wird einer zitiert, andere nennen Baerbocks Vorgehen „respektlos“. „Baerbocks Berufung wird den Eindruck verstärken, dass mächtige Staaten UN-Schlüsselpositionen für ihre eigenen Zwecke missbrauchen“, beklagt ein anderer.
Und was ist eigentlich mit der „feministischen Außenpolitik“, die Baerbock zu einem Markenzeichen ihrer Amtszeit als Ministerin machen wollte? Gilt die auch für den Umgang von Frauen mit anderen – besser qualifizierten – Frauen?
Wir wissen nicht, ob Frau Ministerin Helga Schmid inzwischen mal angerufen hat. Die wird vermutlich wenig begeistert sein, dass sie elf Jahre lang für etwas gearbeitet und sich vorbereitet hat auf etwas, das ihr nun weggenommen wird. Einfach so, weil eine Grüne einen Job brauchte.
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