Frau Baerbock in Reichweite – wo waren eigentlich ihre Bodyguards?

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Viele von Ihnen werden das mitbekommen haben, wie vorgestern an Rande eines Pressebriefings auf dem Freigelände der Vereinten Nationen (UN) Bundesaußenministerin Annalena Baerbock von einem russischen „Journalisten“ in Begleitung seines Kameramannes bedrängt wurde. Auch körperlich, denn die Nähe, die der Mann vor eigener Kamera zu Frau Baerbock herstellte, war absolut unangemessen. Sie war im Grunde sicherheitsgefährdend. Denn die Frage stellt sich doch: Wie ist es möglich, dass ein „Journalist“ bis auf einen Schritt an eine der hochrangigsten Politikerinnen in Deutschland herankommen kann?

Und warum sind es dann nur zwei offensichtlich total überforderte Mitarbeiter Baerbocks, die den Russen nahezu albern abzudrängen versuchten? Wo sind die BKA-Bodyguards der deutschen Ministerin, wo sind wenigstens die amerikanischen Secret Service-Agenten, wo ist Sicherheitspersonal der UN?

Gerade nach den beiden jüngsten Attentatsversuchen auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, ist man zynisch geneigt zu fragen: Was machen die eigentlich beruflich?

Absoluten Schutz gibt es nicht, das wissen wir alle

Nicht für U-Bahn-Fahrer in Berlin-Neukölln, nicht für Volksfest-Besucher in Solingen und auch nicht für Politiker. Und wir haben vor Jahren vom Attentat auf den SPD-Politiker Oskar Lafontaine und dann auf den CDU-Politiker Wolfgang Schäuble erfahren und uns gefragt, wie so etwas möglich ist.

Spitzenpolitiker müssen zumindest im Wahlkampf immer wieder das Bad in der Menge suchen. Leute wollen nicht nur trillern und rumbrüllen, sie wollen auch ihre Repräsentanten mal aus der Nähe erleben, Selfies schießen, Hände schütteln.

Aber in Gebäuden? Auf einem sicheren UN-Gelände? Da fehlt mir jedes Verständnis.

Journalisten sind naturgemäß näher dran an Politikern, wenn sie regelmäßig – zum Beispiel als Hauptstadtjournalist – mit diesen Personen zu tun haben, werden sie auch nicht mehr durchleuchtet und abgetastet. Man kennt sich halt. Und wenn Sie in Berlin in den Bundestag wollen oder einen Termin in einem Ministerium haben, dann müssen Sie halt durch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Schlüssel, Handy, Portemonnaie, Jacke aus. Und das ist auch gut so.

Aber dass ein russischer „Journalist“, der in diesem Fall nur eine Propagandashow für seine Auftraggeber in Moskau inszenieren wollte, so nah an die deutsche Außenministerin herankommt, das ist beunruhigend. Was ist das nächste? Ein „Journalist“ der Hisbollah mit Sprengstoffweste?

Schönes Wochenende Ihnen allen!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.