PARIS – Fünfeinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand findet an diesem Wochenende die Wiedereröffnung der Kathedrale Notre Dame in Paris statt. Die katholische Bischofskirche auf der Ile de la Cité im 4. Arrondissement, errichtet zwischen 1163 und 1345, gehört neben dem Eifelturm zu den weltbekannten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt.
Am Abend des 15. April 2019 brach im Dachstuhl der Kirche ein verheerendes Feuer aus, der hölzerne Vierungsturm stürzte ein, das Gewölbe der Hauptschiffe wurde an mindestens zwei Stellen durchbrochen. Wenigstens gelang es, Reliquien und zahlreiche Kunstschätze vor der Zerstörung in Sicherheit zu bringen.
Bis heute ist die Ursache des Großfeuers nicht endgültig geklärt, jedenfalls hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen bis heute nicht abgeschlossen, was nach fünfeinhalb Jahren allein schon nachdenklich macht.
Unmittelbar nach dem Brand wurde das Internet mit Verschwörungstheorien geflutet, was sich anbietet, ist doch Frankreich in Europa das Land mit den häufigsten Kirchenschändungen und Anschlägen auf christliche Gotteshäuser. Die Täter, sofern sie gefasst werden können, stellten sich häufig als muslimische Gäste Frankreichs heraus, was ebenfalls nicht verwundert. Auch 2019 vermuteten viele Kommentatoren in den alternativen Medien, dass Islamisten eine Brandanschlag verübt hätten. Die Ermittler identifizierten Bauarbeiter, die kurz vor Ausbruch des Feuers im Spitzturm gearbeitet hatten, doch es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie irgendwas mit dem Ausbruch des Feuers zu tun gehabt haben könnten. Außer, dass sie eben dort gearbeitet haben.
Am wahrscheinlichsten ist für die Ermittler die Erklärung, dass eine der Elektroanlagen im Dachstuhl einen Kurzschluss hatte. Die Kirche als Betreiber und der Staat als Besitzer des Gebäudes hatten offenbar über Jahrzehnte fahrlässig vernachlässigt, die Elektroinstallationen im Dachstuhl zu modernisieren.
Das wird nun nicht mehr passieren. Im Zuge der Restaurierung wurden modernste Brandschutzsysteme eingebaut: Wärmekameras, Rauchmelder und hitzeempfindliche Glasfaserkabel. Bei einem erneuten Brand würden sofort die neuen Zerstäuber anspringen und feinste Wassertropfen freisetzen, um das Feuer zu löschen und das Gebälk vor zu viel Löschwasser zu bewahren.
Um 19.30 Uhr eröffnet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Kirche
Zu dem Festakt werden rund 50 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter der designierte US-Präsident Donald Trump, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Nach Macrons Rede folgt ein Konzert mit dem Pianisten Lang Lang, Pharrell Williams und Cecilia Bartoli. Anschließend wird der Erzbischof von Paris feierlich Einzug in die Kathedrale halten. Am Sonntag wird der neue Altar gesegnet und die erste Adventsmesse abgehalten.
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