Liebe Leserinnen und Leser,
der Anschlag auf die beiden Nord Stream-Röhren bewegt die Öffentlichkeit immer noch. Das belegen auch bei uns die Zugriffszahlen bei Artikeln zu diesem Thema. Wer hatte ein Interesse daran, die Pipelines außer Betrieb zu setzen, die auch davor schon nicht mehr im Betrieb waren?
Natürlich: Die Aufgeregten schreiben bei allem, was irgendwo passiert: die Amis waren’s! Die Amis waren’s! Dabei sprach von Anfang an nichts, absolut nichts für eine Täterschaft der Amis. Außer dass am Tag der Sprengung eine US-Marineverband in der Ostsee unterwegs war. Die US-Marine ist auf allen Meeren unterwegs, und wären die so blöde, wenn ihre eigenen Navy Seals da unter Wasser Sprengladungen anbringen, mit ein paar Schiffen oben drüber zu fahren für jeden sichtbar?
Sie erinnern sich: Die USA, Präsident Biden, wollte Nord Stream 2 nicht. Und er hat sogar gesagt, dass die USA Wege finden würden, die Pipeline lahmzulegen, wenn sie es wollten. Läuft millionenfach im Internet, kann jeder mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Ohren hören.
Doch da war doch diese Reise der deutschen Bundeskanzlerin, deren Namen ich gerade vergessen habe, und die bei Biden massiv dafür warb, dass Nord Stream 2 in Betrieb genommen wird. Und wenn wir Deutschen tatsächlich so US-unterwürfig wären, wie die fleißigen russischen Internet-Trolle zur Gehirnwäsche des empfänglichen Publikums in Deutschland verbreiten, dann hätte Joe einfach den Daumen senken müssen, und das Thema wäre erledigt gewesen.
Hat er aber nicht, sondern ist dem seltsamen Charme von Frau Merkel irgendwie erlegen
Warum um alles in der Welt sollten die Amis die stillgelegten Röhren sprengen? Durch die sowieso kein russisches Gas fließt und auf viele Jahre auch nicht wieder fließen wird. Warum? Völlig absurd. Außer für die Dauererregten, die Amerika zum eigenen Wohlbefinden grundsätzlich alles Böse zutrauen.
Auch Russland hat keinen wirklich überzeugenden Grund. Irgendwann, wenn Putin für den Rest seines Lebens im Knast sitzt, wollen die ja auch wieder ihr Gas an uns und die anderen Europäer verkaufen. Man hört, die Geschäfte mit dem Verkauf russischer Bodenschätze laufen überhaupt nicht gut gerade. Also warum sollten die ihre eigenen Röhren sprengen, mit deren Hilfe sie in einigen Jahren wieder Geschäfte mit uns machen wollen?
Die gestern bekannt gewordenen Ermittlungsergebnisse sind gar nicht so schlecht
Die Ukraine als Täter, eine ukrainische Spezialoperation, um den Russenröhren für immer den Garaus zu machen – das passt zur ukrainischen Strategie der unerwarteten Nadelstiche gegen die Kriegstreiber in Moskau.
Mal ist die „Moskwa“ plötzlich weg, mal explodiert ein Laster auf der Krimbrücke, mal ein sündhaft teures russisches HighTech-Aufklärungsflugzeug, das in Belarus auf einem Flughafen herumsteht. Oder irgendwo im russischen Hinterland explodieren ein paar Treibstofflager. Hybride Kriegsführung der cleveren Art gegen einen an Mensch und Material eigentlich hochüberlegenen Gegner. Da passt auch eine Spezialoperation zur Sprengung der beiden Erdgas-Adern Russlands nach Europa bestens ins Bild.
Bundeaußenministerin Annalena Baerbock und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mahnten gestern, man solle nicht spekulieren, sondern die harten Fakten abwarten, die die Ermittler ausgraben werden.
Sehr spannend fand ich gestern aber unseren Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, der am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffen nebenbei erwähnte, der Anschlag auf die Pipeline-Röhren in der Ostsee können auch eine False-Flag-Operation sein. Die Verursacher/Täter legen bei sowas absichtlich falsche Spuren, um die Öffentlichkeit in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Was wir wirklich wissen
Nachdem Ende September 2022 die Explosionen nahe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm und die insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines festgestellt wurden, hatte der deutsche Generalbundesanwalt am 10. Oktober ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet – wegen des Verdachts des vorsätzlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion sowie der verfassungsfeindlichen Sabotage. Damit beauftragt sind das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei.
Generalbundesanwalt Peter Frank hatte sich Anfang Februar zum Stand geäußert. Damals sagte er der «Welt am Sonntag», es gebe bislang keine Belege dafür, dass Russland dahinterstecke. Mit Hilfe zweier Forschungsschiffe habe man Wasser- und Bodenproben sowie Reste der Pipelines entnommen.
Wie sich jetzt herausstellt, waren die Ermittler damals schon auf das verdächtige Schiff im Rostocker Hafen gestoßen. Nach den neuen Angaben der Bundesanwaltschaft fand die Durchsuchung vom 18. bis 20. Januar «im Zusammenhang mit einer verdächtigen Schiffsanmietung» statt. Ein deutsches Unternehmen habe das Schiff vermietet.
Nach Recherchen von Journalisten soll die fragliche Yacht von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sein, die «offenbar zwei Ukrainern gehört». Das geheime Kommando habe aus sechs Leuten bestanden: dem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin. Deren Nationalität sei offenbar unklar. Die Täter hätten professionell gefälschte Reisepässe benutzt.
Also, wir dürfen uns auf weitere spannende Enthüllungen freuen. Vielleicht ein Plot für den nächsten Bond-Film?
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle