Fakten jenseits der Meckerei: So profitiert Deutschland bei Jobs, Investitionen und Außenhandel von den USA

 PROF. DR. PATRICK PETERS

BERLIN – Die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sind etwas Besonderes.  Ohne die USA hätte sich Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nicht so zügig in eine effiziente Wirtschaftsnation verwandeln können („European Recovery Program“, besser bekannt als „Marschallplan“) und wäre im Kalten Krieg vielleicht unter die Räder geraten und könnte auch heute kaum seine wirtschaftliche Stärke halten, wenn, ja wenn es nicht diesen großen Partner auf der anderen Seite des Atlantiks gäbe.

Ein paar Zahlen machen das deutlich? 2019 exportierten deutsche Unternehmen Waren und Güter im Wert von fast 119 Milliarden Euro in die USA. Und die Vereinigten Staaten sind in den vergangenen drei Jahren das wichtigste Abnehmerland für deutsche Waren geblieben. Auch das Volumen der Importe aus den Vereinigten Staaten stieg in den vergangenen drei Jahren: von 61,9 Milliarden im Jahr 2017 auf 71,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr (+15 Prozent). Das sind harte Fakten.

Seit 1950 zählen die Vereinigten Staaten im Hinblick auf den Außenhandelsumsatz – also die Summe von Warenimporten und Warenexporten – zu den zehn wichtigsten Handelspartnern von Deutschland; seit 1993 gehören sie durchgehend zu den Top-5-Ländern. Im Jahr 2019 betrug das Handelsvolumen 190 Milliarden Euro. Das sind fast acht Prozent des deutschen Gesamthandels; die USA rangieren damit auf Rang drei unter den deutschen Handelspartnern.

Dazu kommen US-Investitionen in Deutschland. Im Jahr 2018 beliefen sich die Netto-Direktinvestitionen der USA in Deutschland auf eine Summe von rund 3,7 Milliarden Euro, und die USA haben einen Investitionsbestand von 79 Milliarden Euro in Deutschland aufgebaut. Insgesamt beschäftigen die rund 1300 US-Unternehmen in Deutschland rund 210.000 Menschen, stellt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag heraus. Aktuelle Beispiele für Engagements von US-Unternehmen sind der E-Commerce-Gigant Amazon, der am Freitag, 26. März, angekündigt hat, 5000 Arbeitsplätze zu schaffen und damit die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland auf 28.000 zu erhöhen, und Tesla mit seiner Gigafactory Berlin-Brandenburg. Der US-Autobauer investiert fast sechs Milliarden Euro für zigtausende Arbeitsplätze.

Haben Sie insofern schon einmal darüber nachgedacht, wo unsere heutige Wirtschaft ohne US-amerikanische Unternehmen wäre? Dann wird es Zeit. Neben den direkten positiven wirtschaftlichen Auswirkungen nutzen wir landauf, landab Produkte und Services US-amerikanischer Herkunft. Selbst die größten Konsum- und Wirtschaftsfeinde sind bei Facebook und WhatsApp vernetzt, kaufen die neuesten Apple-Geräte, suchen im Internet bei Google nach Anti-USA-Inhalten und schimpfen über die „dummen Amerikaner“, was das Zeug hält. In der Zeit der Präsidentschaft Donald Trumps war es besonders schlimm, aber letztlich scheint eine kapitalismusorientierte USA-kritische Grundhaltung grundsätzlich salonfähig zu sein.

Während man also staunend auf die neue Wirtschaftsmacht China schaut, rümpft man über die USA die Nase – und vergisst eben, dass die USA seit Jahr und Tag der wirtschaftlich und politisch wichtigste Verbündete des Bundesrepublik Deutschland ist. Um das zu konkretisieren: Vergangenes Jahr hat zum vierten Mal in Folge die Zahl chinesischer Neuansiedlungen in Deutschland abgenommen, weil Peking sich mehr auf den heimischen Markt konzentriert. Die USA bleiben Spitzenreiter bei uns.

Und dennoch jaulen viele Menschen hierzulande über  die USA und ihre unternehmerischen Aktivitäten in Deutschland. Und wie man man lesen kann, hat das für die Ansiedlung der Tesla-Gigafactory zuständige Umweltamt über 400 Einwendungen gegen die Fabrik erhalten. Sie stammen von Verbänden und Privatpersonen, und noch im Dezember hat das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) in einem Eilverfahren ein vorläufiges Abholzungs-Verbot für die Tesla-Gigafactory verfügt. Deutschland halt.

Mit ein bisschen einfacher Mathematik lässt sich zeigen, wie hanebüchen die Versuche sind, gegen US-Investitionen im Speziellen und unternehmerischen Investitionen im Allgemeinen Stimmung zu machen. Die Corona-Krise kostet die Wirtschaft nach neuesten Berechnungen mehr als 400 Milliarden Euro – allein Amazon und Tesla kompensieren in diesem Jahr einen hohen einstelligen oder sogar niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag durch die aktuellen Aktivitäten und schaffen mehr als 10.000 Arbeitsplätze in der schwersten ökonomischen Krise aller Zeiten.

Bildquelle:

  • McCafe_McDonalds: pixabay

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