von MICHAEL STING
BERLIN – Haben Sie manchmal auch das Gefühl, dass in diesem Land nichts mehr funktioniert?
Dann ergeht es Ihnen wie mir. Flugzeuge, die nicht fliegen. Abschiebungen, die nicht durchgeführt werden können. Eine fragwürdige Energieversorgung. Blockierte Straßen in Großstätten durch weltfremde „Erdretter“. Ein Schulsystem, wo Kinder schon an den einfachen Grundlagen scheitern.
Eine Armee, die zwar hohe Motivation aber kaum Ausrüstung besitzt. Ein Gesundheits- wie auch Rentensystem, dass vor dem finanziellen Kollaps steht. Was bleibt denn da noch übrig?
Als Antwort werden zwar gerne externe Faktoren wie der Klimawandel und neuerdings auch sehr beliebt Russland für alles verantwortlich gemacht. Doch die Probleme sind größtenteils hausgemacht und auf ein schlechtes Management und Übermut zurückzuführen.
Beginnen wir mit dem Chaos an den Flughäfen.
Es ist ja nun nicht wirklich verwunderlich, dass spätestens nach zwei Jahren Corona und Impfungen sowie Aufhebung der meisten Maßnahmen in fast allen Ländern auch die Reiselust und Passagierzahl sich bei uns wieder normalisiert. Dazu kommt, dass beispielsweise Fluggesellschaften, wie die Lufthansa, die Corona Krise dazu nutzen wollten, den Konzern schlanker zu machen. Die Flotte sollte um 100 Flugzeuge schrumpfen und parallel dazu sollten 10.000 Mitarbeiter, die für den Betrieb zuständig sind, entlassen werden. Insgesamt wurden zwischen Dezember 2019 und Dezember 2021 weit über 30.000 Kündigungen bei Bodenpersonal, Kabinenpersonal und Cockpit gemeldet.
Die Flotte wiederum wurde nicht wie geplant reduziert. Von 100 geplanten Reduzierungen bei den Flugzeugen wurden zu Beginn auch tatsächlich im Fuhrpark 83 Maschinen reduziert. Aber dann um 33 Flugzeuge wieder aufgestockt. So ergibt sich die logische Folge, dass nicht genügend Personal zur Verfügung steht. Anstelle der Kündigungen, hätte man besser auf das bewährte Prinzip der Kurzarbeit gesetzt und auf bescheidenere Ziele gesetzt.
Bei der Bundeswehr reichen die aktuellen Munitionsreserven nur für wenige Tage, dann wars das mit Kämpfen. Mehr muss man dazu nicht sagen. Zum Glück kommt da zumindest ein kleiner Lichtblick mit dem neuen „Sondervermögen“. Aber geplant heißt noch nicht geliefert.
Dann haben wir einen Wirtschaftsminister, der schon fast unterwürfig in Ländern wie Katar nach Gaslieferanten sucht. Was halb so schlimm wäre, wenn er damit erfolgreich gewesen wäre. Doch hier standen Klimatheorien der wirtschaftlichen Praxis im Weg, sodass das Geschäft nicht zustande kam. Und es mehren sich die kritischen Stimmen, dass die Terminals für das geplante Flüssiggas in den Häfen nicht rechtzeitig einsatzbereit sein werden. Und eine „mal eben“ Reaktivierung der Atommeiler ist auch ausgeschlossen. Das beginnt bei fehlenden Brennstäben und hört bei fehlendem Personal auf. Dazu der „kleine“ Rechenfehler. So wurden aus der angeblich erreichten 12 Prozent Abhängigkeit vom russischen Gas doch plötzlich wieder 28 Prozent. Ja, was denn nun Herr Habeck.
Apropos Rechenfehler. Wussten Sie das schon: Viertklässler in Deutschland haben einer Studie zufolge zunehmende Rechtschreib-, Lese- und Matheprobleme und sind im Vergleich zu Viertklässlern vor zehn Jahren deutlich zurückgefallen. Läuft ja bestens. Zudem häufen sich die Fälle, dass viele Grundschüler nicht mehr über die sensomotorischen Fähigkeiten verfügen um einen Stift zu halten. In einem Artikel der Berliner Zeitung vom 25. Juni heißt es dazu: „Etwa ein Drittel der Schüler kommt bei Diktaten nicht mehr hinterher“, sagt Stäker, der selber als Lehrer an einem Oberstufenzentrum (OSZ) in Lübben tätig ist. Auch er beobachtet, dass Schüler Probleme hätten, den Heftrand einzuhalten oder in der Mitte des Blattes zu schreiben beginnen. „Viele Schülerinnen und Schüler können nicht über die Mitte denken“, so der BPV-Präsident.
Und nicht zu vergessen die Beitragserhöhung für den Zusatzbeitrag an die Krankenversicherung von 1,3 auf 1,6 Prozent. In Zeiten von hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit, schmerzt jeder Euro mehr an Ausgaben. Zurückzuführen ist dies u. a. auf das im Jahr 2019 verabschiedete „Termingesetz“. Und auch wenn unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach ( SPD ) versucht, die Schuld für das hohe Defizit bei seinem Vorgänger Jens Spahn ( CDU ) zu suchen, so sollte er doch einmal selbst Verantwortung übernehmen.
Als Fraktionsvize verhandelte er jedes Spahn-Gesetz mit und betonte immer wieder, damit „deutliche SPD-Handschrift“ in die Gesundheitspolitik einzubringen – speziell mit dem Terminservicegesetz, das helfe, so Lauterbach damals selbstbewusst, die „Zweiklassenmedizin“ zu beenden. Und persönlich bin ich der Meinung, dass es mehr Sanktionsmöglichkeiten geben sollte, um unnötige Krankenwagenfahrten zu verhindern. Für jeden kleinen Husten oder Schnitt in den Finger werden die Rettungssanitäter heute belästigt und müssen sich zudem immer verstärkter mit aggressiven Patienten oder deren Familienmitgliedern auseinandersetzen.
Das leitet mich über zu meinem letzten Punkt
Straßenblockaden in Großstädten durch Mitglieder der sogenannten „letzten Generation“. Na bei deren Gesellschaftseinstellung und Sozialverhalten kann man wirklich nur hoffen, dass das die letzte Generation dieser Art ist.
Zugegeben. Sich per se für den Klimaschutz einzusetzen ist definitiv nicht falsch. Aber es kommt immer auf das Wie an. Und das hört spätestens bei einer aggressiven Nötigung von Autofahrern oder der Behinderung von Rettungsfahrzeugen auf. Doch diese Leute, die sich mit Kleber an den Straßen festkleben, werden derart mit Samthandschuhen angepackt, dass mir da übel werden könnte. Eine kleine Geldstrafe, und das war es dann. Das löst nicht das Problem der langen Wartezeiten der Autofahrer. Anstatt zu warten, bis die Polizei mühevoll den Kleber auf den Händen entfernt, sollten wir es wie in Frankreich machen. Dort ziehen die Polizisten die Personen so lange von der Straße, bis sich der Kleber selbst löst. Die Schmerzen dabei halte ich durchaus für verhältnismäßig. Sie würden sich ja auch nicht beschweren, wenn bei einem Menschen, der reanimiert wird, einige Rippen brechen.
Manchmal geht es halt nicht anders. Denn mit „Klima, Klima über Alles“ sollten wir in diesem Land bestimmt nicht anfangen. Und zu diesen Anhängern des „zivilen Ungehorsams“ fällt mir ein schönes Zitat von Winston Churchill ein:
„Uns zivilisierten Menschen ist zwar gelungen, das Raubtier in uns auszuschalten, nicht aber den Esel.“
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