„Etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen“ – Steht der Fall Maddie vor der Aufklärung?

von KLAUS KELLE

Der Fall der verschwundenen „Maddie“ McCann (Foto) vor 13 Jahren hat Eltern auf der ganzen Welt bewegt. Ein leitender Redakteur einer Tageszeitung sagte mir damals, als ich ihn fragte, warum sein Blatt nicht über diesen bedrückenden Fall berichte: Weil es kein deutsches Kind ist. Die Leser interessieren sich nicht über das Leid von Kindern, wenn es keine deutschen sind.  Frustrierend, oder? Genau genommen ist es noch schlimmer, denn meine Erfahrung als Journalist bei zwei Boulevardblättern ist:. Die Leser interessieren sich mehr für das Leid von Tieren als das von Kindern. Habe ich selbst oft als Redakteur erlebt, dass wenn über einen misshandelten Hund berichtet wird, die Telefone nicht stillstehen. Wird ein Kind geschändet oder gequält, sind die Reaktionen der Leserschaft nahezu null.

Das war bei Maddie anders, vielleicht liegt es daran, dass die Kleine so ein süßes, unschuldiges Lächeln hat auf den Bildern…oder hatte. Denn die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen, deren Schicksal viele von uns so beschäftigt hat, tot ist.

Ein 43 Jahre alter Mann aus Deutschland ist im Visier der Polizei. Der Verdächtige ist möglicherweise auch für weitere Gewaltverbrechen an Kindern verantwortlich. So könnte er für die Entführung des damals sechsjährigen René Hasee in einem portugiesischen Badeort verantwortlich sein. Der Junge aus Bergheim war im Jahr 1996 an einem Strand an der portugiesischen Algarve verschwunden, als seine Mutter und ihr Lebensgefährte ihn kurz aus den Augen ließen. Der Fall ereignete sich elf Jahre vor demVerschwinden des damals dreijährigen Mädchens Maddie im Algarve-Ort Praia da Luz.

Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig im Fall Maddie Mordermittlungen gegen einen 43-jährigen Sexualstraftäternamens  Christian B. eingeleitet. Der lebte danach  zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve. Die Ermittler prüfen inzwischen auch einen Zusammenhang zum Fall Inga aus Sachsen-Anhalt. Die Fünfjährige  war vor fünf Jahren im Landkreis Stendal verschwunden. Medienberichten zufolge soll der Verdächtige in der Nähe gewesen sein soll, als Inga verschwand.

Inzwischen wird auch ein ehemaliger Mitbewohner des Verdächtigen im Fall Maddie verhört.  Er soll Christian B. kennengelernt haben, als die kleine Maddie verschwand. Der 43-jährige Deutsche wurde vor knapp zwei Jahren in Schleswig-Holstein aus der Haft entlassen. Danach reiste er in Europa umher.  Die Polizei in Stendal will erfahren haben, dass B. in einem Chat  2013 mit einem Bekannten über sexuellen Missbrauch geschrieben habe. Dabei habe er dem Bekannten geschrieben, er wolle „etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen“. Als der andere Mann einwandte, dass das gefährlich sei, habe B. geantwortet:  „Och, wenn die Beweise hinterher vernichtet werden.“

 

 

Bildquelle:

  • Maddie_McCann: the germanz

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.