Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Stehen Sie auch auf starke politische Anführer, die jederzeit Herr der Lage sind, was immer auch kommen mag? Oder sind Ihnen abwägende, ich sage: verschlafene Typen wie Scholz lieber?
Es hat alles Vor- und Nachteile. Viele Bürger fanden gut, dass Scholz nicht vergangenes Jahr mit Hurra-Rufen und Panzertruppen in die Ukraine einrücken ließ. Weil er hoffte, man könne mit Putin in dessen Moskauer Bunker noch ins Gespräch kommen und das Morden in der Ukraine verhindern.
Andere, wie die Osteuropäer, hätten sich vom deutschen Kanzler etwas mehr Entschlossenheit und Entscheidungsfreude gewünscht. Doch nun isser nun mal da, der Olaf…
Zeig mir Deine Freunde, und ich sage Dir, wer Du bist!
Meine These: Auch in einer Parlamentarischen Demokratie kommt es auf die Personen an der Spitze an. Wie führt man, wie organisiert man Macht, wie zieht man klug die Strippen mit den richtigen Freunden um sich herum?
Der Prozess der Deutschen Einheit ist ein gutes Beispiel dafür. Nachdem die Menschen auf den Straßen in Ostdeutschland allen Mut bewiesen damals, nachdem sich ein Mikhael Gorbatschov, ein Bush, eine Thatcher und – nicht zu vergessen – Papst Johannes Paul II und die Solidarnosc in Polen in Stellung gebracht hatten, war die Stunde da, in der der Mantel der „Ge’chichte“ flatterte und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl beherzt nach diesem Mantel griff.
Das war und ist sein historischer Verdienst, denn im Grunde stand der CDU-Politiker vor der sicheren Abwahl als die Mauer fiel. Und dann spielte er das aus, was er konnte wie kaum ein zweiter damals – er spielte seine persönlichen Beziehungen, seinen Oggersheimer Charme aus. Mit Gorbatschow auf einer Mauer am Rhein bei Bonn, mit Jelzin in der Sauna, mit Thatcher beim Saumagenessen in Oggersheim. Ohne irgendjemanden vorher einzubeziehen, diktiere er abends seiner Frau Hannelore seinen „Zehn-Punkte-Plan zur Deutschen Einheit“ in die Reiseschreibmaschine. Ein Macher, dieser Helmut aus Oggersheim.
Silvio Berlusconi ist tot
Sicher haben Sie das mitbekommen. der „Cavaliere“ ist gestorben. Mit 86 Jahren. Und auch er war Meister im Pflegen persönlicher Beziehungen. Unter den ersten Staatschefs, die Trauer bekundeten, waren Putin, Orban und Netanjahu – alles politische Alphatiere, alles Macher, was ich im Falk Putin allerdings bedauere.
Aber es sind die Anführer, die Macher, nicht die Zauderer, die wir uns wünschen, oder?
In Italien hat am Tag nach Berlusconis Tod die Diskussion begonnen, wie nun das fragile Rechtsbündnis zusammengehalten werden könne. „Er schaffte es, alle in Einklang zu bringen, bei der Stange zu halten und an alle zu denken», sagte Matteo Salvini gestern, Vize-Premier und Parteichef der rechten Lega. In der Koalition ist seine Partei deutlich kleiner als Melonis Fratelli d’Italia, aber etwas größer als die von Berlusconi gegründete und bis zuletzt von ihm geführte Forza Italia.
Als Meloni im Sender Canale5 gefragt wurde, ob es die Regierung auch ohne den verstorbenen Politikprofi Berlusconi als «Klebstoff» zwischen den Parteien schaffe, nicht zu streiten, antwortete sie: «Er war der Kleber, aber auch der Erfahrenste von uns.» Berlusconi – einst selbst lange italienischer Regierungschef – um Rat fragen zu können, sei beruhigend gewesen….
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle