von PETER WINNEMÖLLER
Der Sommer dauert noch ein wenig an, doch in den meisten Bundesländern neigen sich die Ferien dem Ende oder sind bereits vorbei. Der Wahlkampf zur Bundestagswahl strebt auf seinen langweiligen Höhepunkt zu, denn den Regierung ist nicht abwählbar. Die Arbeit an Gerichten, Verwaltungen,Parlamenten und Schulen geht wieder in den Normalbetrieb.
Auch für die Kolumne hier ist es Zeit, den Normalbetrieb wieder aufzunehmen. Die Kirche erwacht aus dem Sommerloch. Es bleibt zu hoffen, daß meine Kolumne das Loch gut überlebt hat. Es war das Anliegen, den Sommer über Menschen zu präsentieren, die für die Kirche und den Glauben eine besondere Bedeutung haben. Die Auswahl war sicher willkürlich.
Es sind sehr unterschiedliche Menschen, die im Fokus standen. Ein fränkischer Bischof aus dem 4. Jahrhundert, Liborius stand als Beispiel, wieviel ein Heiliger nach seinem irdischen Tod zu bewegen mag. Paderborn wäre nicht Paderborn ohne den Heiligen. Ein dänischer Bischof aus dem 16. Jahrhundert, Nils Stensen, fordert dazu auf, unbedingt die Wahrheit zu suchen. Auch in den Naturwissenschaften immer genau hinzuschauen und sich nicht von Vorbehalten blenden zu lassen. Der Bischof und Ordensgründer Franz von Sales zeigt den Menschen die Güte Christi. Wie nötig hat unsere kalte, harte Zeit in Gesellschaft, Politik und Kirche diese Güte.
Mit einem großen Sprung in unser Jahrhundert fiel der Blick auf zwei Persönlichkeiten, die den NS- Terror zum Opfer fielen. Märtyrer der jüngsten Vergangenheit waren die Hl. Edith Stein ebenso wie die evangelische Christin Sophie Scholl. Die stärkste Ökumene ist die Ökumene der Märtyrer. Hier gibt es keine Absichten und keine Ränkespiele mehr. Im Angesicht des Todes zählt Christus oder gar nichts.
Christus oder gar nichts, so könnte auch das Lebensmotto für die beiden anderen Glaubenszeugen aus der kleinen Reihe heißen. Sowohl Carlo Carretto als auch Madeleine Delbrêl zeigen dem Menschen unserer Tage, daß auch Christen mit einer Vorgeschichte ihr Leben ganz Christus zur Verfügung stellen können. Ein Leben mit Vorgeschichte und eine Bekehrungsbiografie, das ist heute in einer Zeit der abgerissenen Glaubensweitergabe in den Familien, Schulen und Gemeinden eher der Normalfall.
Es war nur ein kleiner, ein sehr kleiner Blick auf die unterschiedlichen Heiligen und Glaubenszeugen der Kirchengeschichte. Es sollte gar Vollständigkeit angestrebt werden. Was man sehen und lernen kann, ist die große Verschiedenheit der Personen, die über die Jahrhunderte den Glauben bezeugt haben. Manche durch Hingabe ihres Lebens in den Tod, andere indem sie großartige Lehrer wurden, wieder andere durch ein authentisches Leben inmitten eines normalen Alltages.
Das, nämlich ein Leben als Christ in einem ganz normalen Alltag, ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch stellen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Professor oder Arbeiter ist, ob man studiert hat oder eben die Volksschule abschließen konnte. Es lohnt sich, immer wieder man auf den einen oder anderen Heiligen oder Glaubenszeugen zu schauen, der beispielhaft als Christ in der Welt gelebt hat und gestorben ist.
Mehr als jede Katechese, mehr als jede Vorlesung oder mehr als jede Predigt ist das lebendige Glaubenszeugnis eines realen Menschen wirksame Verkündigung des Evangeliums. Wer also wissen möchte, was außer der Fürsprache bei Gott, die die Heiligen für uns einlegen, noch so von Heiligen zu lernen ist, lese Heiligenbiografien oder deren eigene Werke, so sie denn vorliegen.
Wenn die Sommerserie der vergangenen sieben Wochen dazu anregen konnte, sich mit Vorbildern im Glauben zu befassen und damit, was man von ihnen lernen kann, dann wäre diese Serie ein vielleicht heimlicher aber dennoch großer Erfolg.
Es gibt noch viele Zeugen zu entdecken. Der nächste Sommer kommt bestimmt.
Bildquelle:
- Christus_Kreuz: dpa