von GABRIELE CHWALLEK & ALIKI NASSOUFIS
Las Vegas – Ein Todesschütze hat bei einem Musikfestival in der US-Touristenmetropole Las Vegas mindestens 50 Menschen umgebracht und mehr als 400 verletzt. Das teilte die Polizei mit. Nie zuvor in der Kriminalgeschichte der USA kamen bei einem derartigen Verbrechen mehr Menschen ums Leben.
Es müssen unvorstellbare Szenen gewesen sein, die sich am Sonntagabend (Ortszeit) unweit des weltberühmten Las Vegas Strip abgespielt haben. Für ein Open-Air-Festival mit Stars der Countryszene hatten sich rund 30.000 Menschen an der Casino-Meile versammelt, als gegen 22 Uhr plötzlich Schüsse fielen. Wie die Polizei später mitteilte, feuerte der Schütze vom 32. Stockwerk eines Hotels aus auf die Konzertbesucher.
Es kam zu Panik und Chaos, als die verängstigten Menschen zu fliehen versuchten. Die Lage war länger unklar. Erst einige Zeit nach der Tragödie teilte die Polizei schließlich mit, sie habe den mutmaßlichen Täter gestellt und getötet. Es soll sich um den 64 Jahre alten Stephen Paddock aus Las Vegas handeln. «Wir glauben, dass es ein Einzeltäter ist. Ein einsamer Wolf», sagte Bezirks-Sheriff Joe Lombardo am Montagmorgen. Zu dem Tatmotiv gab es zunächst keine Angaben.
Nach Ansicht eines Experten der US-Bundespolizei FBI könnte der Schütze so viele Menschen töten, weil er aus einer erhöhten Position heraus schoss. Da rund 30.000 Menschen auf engem Raum zusammengestanden hätten, «musste er nur auf die Mitte zielen und den Abzug drücken», sagte James Gagliano, FBI-Agent im Ruhestand, dem Sender CNN. Zudem habe die Position des Schützen Verwirrung verursacht. Wenn ein Schütze aus einer erhöhten Position schieße, «weiß niemand, wo die Schüsse herkommen», sagte Gagliano. «Menschen sind nicht darauf trainiert, nach oben zu gucken.»
Der Tatort befand sich nahe dem Mandalay Bay Resort and Casino – es gehört wegen seiner goldschimmernden Fassade zu den markanten Gebäuden des Unterhaltungsboulevards Las Vegas Strip. Die Schüsse fielen bei dem beliebten Route 91 Country Music Harvest Festival. Augenzeugen berichteten von Hunderten Schüssen.
Viele Menschen hätten blutüberströmt am Boden gelegen, sagte ein junger Mann dem Sender CNN. Die Konzertbesucherin Cari Copeland Pearson sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir krochen über Tote.“ Sie habe viele Schüsse gehört, vermutlich aus einem automatischen Gewehr. Ein weiterer Augenzeuge sagte CNN: «Menschen begannen, wie Fliegen zu fallen». Viele hätten sich zu Boden geworfen, um sich vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen.
Das Auswärtige Amt konnte am Montag zunächst noch keine Auskunft darüber geben, ob unter den Opfern deutsche Staatsbürger sind. «Unsere Kolleginnen und Kollegen der Botschaft Washington sind in engem Kontakt mit den US-Behörden und versuchen, Informationen zu sichern», hieß es.
Die Polizei hatte zunächst auch nach einer Frau gesucht, die sich mit dem Todesschützen in einem Hotelzimmer aufgehalten haben soll. Sie sei gefunden worden, teilte die Polizei kurz darauf mit. Die Frau war als Marilou Danley identifiziert worden und wohnte Medienberichten zufolge möglicherweise mit dem Verdächtigen zusammen.
Die Polizei veröffentlichte auf Twitter ein Foto der Frau und rief die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Suche auf. Sie bezeichnete Danley aber nicht als mögliche Komplizin, sondern teilte lediglich mit, sie solle befragt werden. Lombardo sprach von einer «Person von Interesse». Gesucht wurde am Montag in Verbindung mit dem Schützen auch nach zwei Autos.
US-Präsident Donald Trump sprach den Opfern der Bluttat sein Mitgefühl aus. «Meine wärmste Anteilnahme und mein Mitgefühl an die Opfer der furchtbaren Schüsse in Las Vegas und ihre Angehörigen. Gott schütze Sie!», schrieb Trump auf Twitter. Nevadas Gouverneur, Brian Sandoval, sprach bei dem Kurznachrichtendienst von einer tragischen und abscheulichen Gewalttat. Auch die Bundesregierung zeigte sich entsetzt. «Fassungslos und tief erschüttert über die Morde von Las Vegas», schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter. «So viele zerstörte Leben.»
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- Trauer: dpa