Eine Instruktion aus Rom erschreckt die deutschen Bischöfe – gut so!

von PETER WINNEMÖLLER

Um es gleich vorweg klarzustellen, der Papst hat kein neues Dogma verkündet und die Bischöfe sind auch weiterhin nicht entmachtet. Bei den Stellungnahmen der vergangenen Tage konnte man sowohl das eine wie auch das andere annehmen. Eine Instruktion ist im kirchlichen Verkehr die Zusammenstellung einer geltenden Rechtslage, die von einer vatikanischen Behörde vorgenommen wird, weil es nach Ansicht eben dieser Behörde weltkirchlich zu viele und zu weit abweichende Praktiken gibt. Ist in größerem Umfang die Praxis vor Ort mit dem universalen Kirchenrecht nicht in Einklang zu bringen, muss die Fachbehörde handeln.

Auf die Instruktion der Kleruskongregation hatten zahlreiche deutsche Bischöfe mehr als empfindlich reagiert. Man muss das verstehen, sehen sie doch ihre schönen pastoralen Prozesse dahinschwinden. Dass man in Rom damit nicht zufrieden ist, weiß man seit dem Trierer Fall. Pfarrer leiten Pfarreien und Pfarrer sind in der katholischen Kirche nur geweihte Priester. Das ist so und das soll so bleiben. Der Vorwurf, die Römer würden an der Ortskirche vorbei schreiben, greift einfach nicht. Viele normale Katholiken haben erleichtert aufgeatmet, weil sie von den zahlreichen „alternativen Leitungsmodellen“ der Pastoralstrategen mindestens so genervt sind, wie offensichtlich der Präfekt der Kleruskongregation.

Man stärkt die Laien nicht, indem man ihnen die Aufgaben der Priester aufhalst. Man stärkt die Laien nicht, indem man einen Klerus neuer Art etabliert, denn nichts anderes sind unterm Strich die zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral. Es ist auch kein bisschen Klerikalistisch, wenn man festhält, das das priesterliche Charisma Lehren, Leiten und Heiligen umfasst. Bricht man einen Teil raus, kippt das sakramentale Priestertum. Die große Zahl der Pfarrvikare, Pastöre oder wie man sie nennt, die auf Grund pastoraler Reformen nicht mehr Pfarrer werden, können ganze Bände dazu schreiben, dass man ihnen das Leiten, was wichtiger Bestandteil ihres Charisma ist, nicht erlaubt.

Das Argument des Priestermangels greift nicht, wenn am Ende drei oder vier Priester als Hilfspriester in einer dieser neuen XXL-Pfarreien ihren Dienst tun. Denn auch das ist von der Instruktion kassiert worden. Willkürliche Zusammenlegung von Pfarreien darf es nicht mehr geben. Rom gewährt hier den Menschen vor Ort den Rechtsschutz, den die in ihre Elfenbeintürme abgehobenen Bischöfe den Gläubigen schon lange nicht mehr geben und geben wollen. Die Pfarrei dient, wie die ganze Kirche, dem Seelenheil der Menschen und nicht der Selbstverwirklichung einiger Organisationsberater und ihrer pastoraltheologischen Handlanger.

Die Instruktion aus Rom ist zu begrüßen und man darf froh darüber sein. Die Reaktion deutscher Bischöfe kann einen erschrecken, denn nicht einmal während des Konflikts um die Schwangerenkonfliktberatung war der Widerstand gegen Rom so offen und so offensiv. Die Gefahr des Schisma ist wieder ein Stück gewachsen. Dass es ausgerechnet die Kurie unter dem angeblichen Reformpapst Franziskus ist, ist ebenso ein Treppenwitz der Geschichte, wie die Tatsache, dass der Erzbischof von München glaubt, ein römisches Dikasterium müsse erst mit ihm reden, bevor es die in der Kirche geltenden Rechtslage klarstellen dürfe. Dieses Ausmaß an Realitätsverlust ist dann kaum noch zu toppen.

Bildquelle:

  • Vatican: pixabay

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