JEKATERINBURG – In Russland ist der prominente Oppositionspolitiker und frühere Bürgermeister der Millionenstadt Jekaterinburg, Jewgeni Roisman, festgenommen worden. Das bestätigte sein Anwalt Wladislaw Idamschanow, wie die Agentur Tass meldete.
Der Anwalt äußerte sich nicht im Detail zu den Vorwürfen. Dem Internetportal e1.ru zufolge wird Roisman die Verbreitung von Falschnachrichten über die russische Armee beim Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Ihm drohen zehn Jahre Gefängnis. Roisman war als einer der letzten bekannten Kremlkritiker noch auf freiem Fuß.
Das Portal zeigte auch einen Videoclip über die Festnahme. Der 59-Jährige hat eine Wohltätigkeitsstiftung und ein Ikonenmuseum in Jekaterinburg. Bei einer Razzia in den Räumen des Hilfsfonds und anderen Büros beschlagnahmten bewaffnete und maskierte Sicherheitskräfte Unterlagen, Computer und andere Technik, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Der Stiftung zufolge wurde kein Durchsuchungsbeschluss vorgelegt.
Als früherer Bürgermeister der Stadt östlich des Uralgebirges hat Roisman dort noch viele Anhänger. Einige Dutzend versammelten sich abends friedlich in der Stadt. Trotzdem gab es nach Berichten mehrere Festnahmen. Roisman werde zunächst für 48 Stunden festgehalten, sagte sein Anwalt. Über weitere Zwangsmaßnahmen werde ein Gericht in Jekaterinburg entscheiden.
Präsident Wladimir Putin habe sich entschieden, das «halbe Jahr» Krieg gegen die Ukraine mit der demonstrativen Festnahme «des letzten noch in Freiheit befindlichen Oppositionspolitikers» zu begehen, meinte Kira Jarmysch, die Sprecherin des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny. Es gibt noch andere Oppositionelle, allerdings nicht mit Roismans – oder Nawalnys – Bekanntheitsgrad.
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- Jewgeni Roisman: dpa