Ein Jahr Krieg gegen die Ukraine – was soll das alles noch?

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

vor dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen mit 141 der 193 Mitgliedstaaten Russlands Rückzug aus der Ukraine gefordert. Für Präsident Selenskyj ein «starkes Signal der unerschütterlichen weltweiten Unterstützung» für die Ukraine. Und das ist es auch.

Sie müssen sich das mal im Detail angucken, denn die 52 Staaten, die nicht mit Ja gestimmt haben, waren ja nicht auf Seiten der Russischen Föderation. 32 Länder enthielten sich und zehn – wie Senegal, Turkmenistan und Venezuela – nahmen an der Abstimmung nicht einmal teil.

Ganze sechs (!) Länder auf unserem Planeten stimmten zusammen mit Russland: Belarus, Nordkorea, Eritrea, Mali, Nicaragua und Syrien.

Herzlichen Glückwunsch an den Kreml, wer diese Staaten als einzige Freunde hat, kann sich glücklich schätzen.

Die Hobby-Strategen in den Sozialen Netzwerken, die seit Monaten die Mär erzählen, dass die USA und der Westen inmitten der Putin-Freunde weltweit quasi isoliert seien, machen sich einfach nur noch lächerlich. Dieser widerwärtige Angriffskrieg hätte niemals geführt werden dürfen. Und dass es trotzdem passiert ist, daran trägt der Westen eine gehörige Mitschuld, angefangen von Putins Rede im Bundestag im September 2021, wo er uns in deutscher Sprache die Hand entgegenstreckte. Erinnern Sie sich noch? Wie er die die deutsche Kultur lobte, „das technische Denkvermögen und kaufmännisches Geschick“. Das Herz Russlands sei „für eine vollwertige Zusammenarbeit und Partnerschaft geöffnet“, sagte er damals und die Abgeordneten spendeten stehend Beifall. Aber es folgte…nichts.

Ich bin der Überzeugung, dass das Verhalten des Westens damals Ursache für alles ist, was jetzt gerade passiert

Die Überheblichkeit der Mächtigen im Westen, die Ignoranz der russischen Ur-Angst vor einem Angriff wie damals, 1941, mit 20 Millionen Toten wurde auf die Spitze getrieben. Und wenn so ein früherer KGB-Mann das Gefühl hat, dass man ihn über den Tisch zieht, dann ist er bereit irrational zu reagieren.

Und es ist irrational, dass dieser Krieg in der Ukraine immer noch tobt, dass da jeden Tag 800 Menschen sterben, 200.000 insgesamt sollen es seit dem Angriff heute vor einem Jahr sein. Die Verletzten, Verstümmelten, Vergewaltigten, Verschleppten zählt niemals mehr. Die Zerstörungen, das Leid der Menschen, Tausende Kinder, die gegen den Willen ihrere Eltern nach Russland verschleppt wurden und dort umerzogen werden, ist vielen Menschen nur ein Schulterzucken wert.

Putin sagt, er will die Ukraine von Nazis säubern, aber er selbst ist derjenige, die vorgeht wie einst die Nazis.

Die Waffen müssen endlich ruhen, zwei Drittel der Deutschen sind dieser Meinung, ich wundere mich, dass es nur so wenige sind. Wir sind doch Peacenik-Großmacht Nummer 1 auf der Welt. Waffen sind doch so böse, erzählen und Wagenknecht, Schwarzer und Chrupalla. Aber das ist falsch. Waffen sind nicht böse, sondern die Menschen, die Waffen einsetzen für Eroberungskriege, die sind böse. Putin ist böse.

Selenskyj hat gestern bekräftigt, nicht mit Kremlchef Wladimir Putin verhandeln zu wollen, da er dem Mann nicht mehr traue. Und, über was sollen sie verhandeln? Die Ukraine war am Anfang des Krieges bereit, mit Moskau über den zukünftigen Status der Krim und der vier Ost-Provinzen zu sprechen. Nach der russischen Blutorgie ist das Tor dafür endgültig verschlossen.

Ich hätte Ihnen gern bessere Nachrichten überbracht zum Wochenende.

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.