Dürfen wir unser Vaterland lieben?

Liebe Leserinnen und Leser,

was für eine doofe Frage, oder? Bei uns hier bei TheGermanZ steht Deutschland im Vordergrund der Betrachtung, also insgesamt. Nicht nur das, was man in der Blase gerne so liest, sondern wir berichten alles, was ist. Aus der Blickwinkel Deutschland zuerst!

Vielleicht sollte ich vorab erklären, warum ich Ihnen heute diese Geschichte erzähle. Ich gehe hin und wieder zu einer lockeren Männerrunde im Großraum Düsseldorf, alle Väter, wie ich gestern herausfand. 15 späte Jungs, die sich alle paar Wochen treffen, zwei, drei Bier trinken und sich jedes Mal ein Thema vornehmen. Einer bereitet das thematisch vor, und dann reden wir offen von Mann zu Mann. Unternehmen wir genug mit unseren Kindern? Wie machen wir unsere Frauen glücklich? Oder warum gehören Fußball und Bier zusammen? Nichts Politisches, nichts Abseitiges, einfach Männergespräch.

Gestern Abend hatten wir ein ungewöhnliches Thema: Vaterlandsliebe. Nochmal und ganz langsam: Vaterlands-l-i-e-b-e. Voll Nazi, oder?

Es war wirklich interessant, wie Menschen, die nicht politisch zusammengewürfelt sind, völlig normale Männer, anfangen herumzudrucksen, wenn es auf dieses Thema zu sprechen kommt. Wir hatten gerade begonnen, unsere Flaschen Bitburger mehr oder weniger elegant zu öffnen, als unser Gastgeber alle 15 anwesenden Männer aufforderte, mal zu sagen, ob sie ihr Land lieben.

Sagenhaft, wie da um den heißen Brei herumgeredet wurde. Ja, irgendwie läuft das Land ja schon besser als die meisten anderen, aberr…so würde ich das öffentlich nicht sagen…mein Vater war im Krieg, nicht schön damals…und so weiter. Erst der elfte im Kreis sagte klar und unmissverständlich, dass er natürlich Deutschland liebe und gern hier lebe und bei der Bundeswehr gedient hat und so weiter. Irgendwie stellte sich im Laufe des Abends heraus, dass eigentlich alle von uns Deutschland, sagen wir, gut finden, aber sowas öffentlich aussprechen? Bei unserer Geschichte 1933 bis 1945? Kann man doch nicht machen, fürchtet der ein oder andere.

Doch, kann man, muss man sogar

Ich ging irgendwann am Abend auch in die Bütt und warb für mehr Patriotismus und das klare Bekenntnis zum eigenen Land. So wie das in den meisten Ländern ganz selbstverständlich ist. Dürfen wir unser Vaterland lieben? In den USA, Frankreich oder Großbritannien versteht man eine solche Frage überhaupt nicht. Wenn es da das eigene Land zu feiern gilt, kommen Millionen Menschen zusammen und machen den Nationalfeiertag zu einem wahren Tag des Volkes. Statt wie bei uns eine Gedenkstunde von Politikern und Honoratioren mit anschließendem Buffet und in irgendeiner Stadt darf das Volk dann ausgelassen feiern, im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, versteht sich. Am 3. Oktober dieses Jahr in Erfurt hatte man im Gewimmel manchmal das Gefühl, da seien mehr Polizisten als Bürger auf den Straßen unterwegs.

Ja, wir sind schon ein seltsames Völkchen. Ausgelassen feiern in Deutschland, das geht anscheinend nur mit reichlich vorheriger Alkoholzufuhr. Karneval in Köln, Schützenfest im Sauerland, Oktoberfest in München – volllaufen lassen und dann Heidewitzka, Herr Kapitän…

Wir verabschiedeten uns vorhin nach intensiver Diskussion über unsere überforderte Bundesregierung, die besten Autos der Welt, über deutschen Maschinenbau, Haxe und Knödel, und wie phantastisch der deutsche Fußball vor 20 Jahren war. Und über Helene Fischer und Heidi Klum. Und wir versprachen uns, nächstes Jahr am 3. Oktober zusammenzukommen, weitere Freunde und Familien einzuladen. Einer aus unserer Runde meldete sich und sagte die Bereitstellung eines großen Grills zu. Ich versprach, auch meinen Beitrag zu leisten und dann eine große schwarz-rot-goldene Fahne mitzubringen und aufzuziehen. Ich habe ein halbes Dutzend davon…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.