Dieter Hecking soll Gladbach «neuen Impuls» geben

Dieter Hecking leitet sein erstes Training bei Borussia Mönchengladbach. Foto: Roland Weihrauch

von MORTEN RITTER

Mönchengladbach – Die Rückkehr nach Mönchengladbach löste bei Dieter Hecking alte Erinnerungen aus: «Als ich gestern Abend in die Stadt kam, habe ich meiner Frau gleich den alten Bökelberg gezeigt und das Hotel, in dem ich die ersten Wochen gewohnt habe.»

«Da wird einem bewusst: Hier hat alles angefangen», sagte der neue Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach bei seiner offiziellen Vorstellung. Der 52-Jährige, der seine Profikarriere 1983 als Spieler in Gladbach startete, freut sich auf den neuen Job. «Ich bin sehr froh, dass ich diese spannende Aufgabe in einem tollen Club übernommen habe», sagte Hecking, der um 12.01 Uhr im grauen Anzug und unter einem großen Blitzlichtgewitter den Presseraum des Borussia-Parks betrat.

Vor seinem ersten Training mit dem neuen Team hatte Hecking, der bis zum 17. Oktober in Wolfsburg beschäftigt war und kurz vor Weihnachten den bis 30. Juni 2019 datierten Vertrag in Gladbach unterschrieben hat, noch keinen großen Kontakt mit seiner neuen Mannschaft. «Ich habe mich lediglich mit Kapitän Lars Stindl, den ich noch aus Hannover kenne, ausgetauscht. Er hat mir einen guten Eindruck über den Ist-Zustand der Mannschaft vermittelt», sagte Hecking.

In der ersten intensiven Trainingseinheit über 95 Minuten konnte sich der Trainer am Nachmittag dann einen weiteren Eindruck vom Team verschaffen. «Wichtig ist, dass die Verletzten schnell zurückkommen», sagte der Coach, der im Trainingslager noch auf drei oder vier Spieler verzichten muss.

Die Gladbacher erhoffen sich nach einer verkorksten Hinrunde mit nur vier Siegen und Platz 14 eine Aufbruchstimmung. «Wir wollten diesen neuen Impuls. Dieter Hecking ist ein Trainer, der gut zu Borussia passt und gut mit jungen Spielern arbeiten kann. Ein neuer Trainer hat immer neue Ideen und eine neue Ansprache. Das wollten wir», sagte Sportdirektor Max Eberl. Hecking ist der zehnte Borussen-Trainer, der früher auch Spieler beim Club war.

Von dem Trainer-Routinier wird erwartet, dass die Mannschaft in der zweiten Halbserie mehr Stabilität bekommt und ihre Möglichkeiten besser ausschöpft. «Borussia hat eine spielstarke Mannschaft und viel Qualität. Wir müssen aber jetzt die kurze Vorbereitung nutzen und schauen, dass wir gut in die Rückserie kommen», sagte der neue Trainer, der in Dirk Bremser seinen langjährigen Assistenten mitbringt.

Vor allem in der Defensive wird der Coach ansetzen. Die von Vorgänger André Schubert favorisierte Dreier-Abwehrkette dürfte der Vergangenheit angehören, Hecking bevorzugt eher die Viererreihe und darf sich gleich über Verstärkung freuen. Nach der Präsentation des neuen Trainers gab der Club auch die Verpflichtung des französisch-polnischen Defensivspielers Timothée Kolodziejczak vom FC Sevilla bekannt. Der 25-Jährige, dessen Ablösesumme bei geschätzten 7,5 Millionen Euro liegen soll, erhält einen Vertrag bis 2021 und soll bereits am Freitag mit ins Trainingslager nach Marbella reisen.

Trotz der unbefriedigenden Bundesligabilanz stehen die Gladbacher in den Pokalwettbewerben noch aussichtsreich da. In das DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten Greuther Fürth gehen die Borussen als Favorit, und auch in der Zwischenrunde der Europa League gegen den AC Florenz sind die Gladbacher nicht chancenlos. «Der DFB-Pokal ist der schnellste Weg, in den Europapokal zu kommen. Mit einer günstigen Auslosung kann man auch nach Berlin kommen», meinte Hecking.

Die Gladbacher Vergangenheit ist bei Hecking nach wie vor präsent. «Auch wenn es lange her ist: Man hat dieses Gefühl Borussia in sich. Das habe ich damals erleben dürfen. Diese Seriosität strahlt der Club auch heute noch aus. Das sind Dinge, die sehr gut zu mir passen», sagte der neue Coach. Sein Wunsch: «Ich hoffe, dass ich einen bleibenden Eindruck hinterlasse».

Bildquelle:

  • Erstes Training: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.